Was Nivea für die Haut, ist Religion für die Seele

Die Überschrift ist ein Zitat aus dem Buch „Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn“ von Susanne Matt- hiessen, einer Journalistin, die aus Westerland auf Sylt stammt. Sie schreibt es dem langjährigen Pfarrer von St. Severin in Keitum, Traugott Giesen, zu, den auch wir als langjährige Sylt-Urlauber kennen gelernt haben.

Sylt, das sind für uns Erinnerungen an vielfältige Urlaube im Sommer wie im Herbst, Erinnerungen, die gerade jetzt in den kommenden Wintermonaten wehmütige Rückblicke an unbeschwerte Sonnentage und lange Wanderungen am Meer hervorrufen. „In unserer heutigen schnelllebigen Welt, die oft von Stress und Hektik geprägt ist, sehnen sich viele von uns nach einem Moment der Ruhe und Erneuerung. In diesen Momenten greifen wir gerne zu Produkten wie Nivea, um unserer Haut die nötige Pflege und Feuchtigkeit zu schenken. Doch wie steht es um die Pflege unserer Seele? In der Tat, was Nivea für unsere Haut ist, kann Religion für unsere Seele sein. Religion bietet uns einen spirituellen Schutz, der uns in stürmischen Zeiten Halt gibt. Ähnlich wie Nivea unsere Haut vor den Einflüssen der Umwelt schützt, schenkt uns die Religion einen Raum der Geborgenheit und des Trostes. Wie Nivea unsere Haut revitalisiert, kann Religion unsere Seele erneuern. Durch Gebete, Meditation und Ge- meinschaft in der Kirche finden wir Inspiration und Kraft, um unser inneres Gleichgewicht zu bewahren. Es ist der spirituelle Balsam, der unsere Seele heilt und stärkt.“ 

Wenn Sie diesen kursiv gesetzten Text gelesen haben, ist Ihnen bestimmt etwas aufgefallen – oder nicht? Wenn nicht, dann sage ich Ihnen: Diesen Text habe nicht ich geschrieben, sondern die KI, die „Künstliche Intelligenz“. So einfach ist es heutzutage, Texte herzustellen, die kein menschliches Wesen geschrieben hat. Ich habe nur die Überschrift meines geplanten Artikels eingegeben und die KI veranlasst, dazu einen Text zu verfassen. Da ich selbst Anfänger in solchen Dingen bin, habe ich – um ehrlich zu sein – meinen Sohn gebeten, diese Art der Textherstellung für mich auszuprobieren.

Zwei Dinge lerne ich daraus: Erstens vertraue keinen Texten mehr, die du liest. Und zweitens, bleibe wachsam im Hinblick auf Texte, die du liest. Aber wie soll das gehen? Ich vertraue zunächst jedem Menschen, den ich kenne. Und wer meine Betrachtungen zu Themen der Religion und des Menschseins bisher gelesen hat, wird auch mir vertrauen – so denke ich zumindest. Dennoch tut sich hier ein Vertrauensverlust auf, wenn ich Ihnen nicht gestanden hätte, dass ich heute „schummele“, wenn es darauf ankommt, Vertrauen zu gewinnen oder zu erhalten. Doch zurück zum eigentlichen Thema. Nivea kennen vermutlich 99 Prozent der Deutschen. Die Marke steht für Schutz und Vertrauen in die Produkte. Beides sind eben unverbrüchliche Bestandteile unseres Zusammenlebens.

Gleichermaßen sind sie ebenfalls Bestandteile des Glaubens. Religion ist der Schutz unserer Seele, insbesondere in Zeiten, da diese Seele leidet – leidet unter dem Verlust eines geliebten Menschen, leidet unter den äußeren Bedingungen wie Krieg und Verwüstung, Angst vor Naturkatastrophen, leidet unter vielfältigen Krankheiten – wir sind im höchsten Maße verwundbar. Aber wie steht es mit dem Vertrauen?

Auf wen oder was soll, ja kann ich noch vertrauen, wenn uns die KI derlei vorgaukelt? Die KI ist in der Welt, und wer glaubt, sie sei nur eine vorübergehende Erscheinung, hat den rasanten Wandel in der Informations- technologie entweder nicht verstanden oder will sie nicht wahrhaben. Ist die christliche Religion also auch nur eine Gaukelei, erfunden von Menschen vor gut zweitausend Jahren, um uns in einer Sicherheit zu wiegen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt? Ist sie auch ein „Fake“, wie man heute sagt, eine Täuschung, um die Gläubigen „einzuwickeln“?

So mögen diejenigen denken, die Religion mit jeder beliebigen Nachricht des Tages gleichsetzen. Doch Religion ist mehr, sie ist eine Grundbedingung des Menschseins. Schon vor der christlichen gab es viele andere Religionen in anderen Kulturen. Irren wir also allesamt – egal ob Christ, ob Muslim oder gar die Azteken Mexikos oder die Ägypter mit ihren Pyramiden, die Griechen oder die Römer mit ihrer Götterwelt?

Nein, behaupte ich, denn die Menschen aller Zeiten und aller Kulturen waren sich einer Schwäche ihrer Erkenntnis bewusst: Warum lebe ich und wer hat mich ungeachtet jeder biologischen Sichtweise in diese Welt zu dieser Zeit gesetzt? Es muss ein Göttliches geben, das uns unser Leben geschenkt und uns mit einer Verantwortung für unser Leben beschenkt hat. Damit sind wir in unserer jüdisch-christlichen Welt bei der Bibel angekommen, genauer bei der Schöpfungsgeschichte, so unwissenschaftlich haarsträubend sie auch sein mag.

Doch der Kern der Geschichte bleibt der gleiche: Wir sind ohne unser Zutun auf der Welt und müssen sie gestalten und gleichzeitig bewahren, damit wir und unsere Nachkommen eine Zukunft haben. Nur dann ist „Nivea“ sinnvoll – nicht nur die Haut als äußeres Erscheinungsbild zu pflegen, sondern auch die Seele als Triebkraft des Seins und des Handelns. Jesus in der Krippe – nicht als kitschiges Bild, sondern Sinnbild für die Zukunft der Menschen.

Frohe Weihnachten! 

Manfred Stoppe

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