Ein Jahr Krieg in der Ukraine. Ein Jahr Krieg, der nicht so heißen soll – sagt der Angreifer. Ein Jahr Krieg, der uns so nahe ist wie kein anderer in letzter Zeit. Ein Jahr, in dem un- zählige Menschen gestorben sind, Millionen fliehen mussten. Blumenläden in der Ukraine versuchen, im- mer genügend Blumen und fertige Gestecke für Beerdigungen bereit zu haben. Vor allem Blüten in den ukra- inischen Nationalfarben gelb und blau sind gefragt.

Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur Städte und Menschenleben zerstört – auch Freund- schaften sind zerrüttet, durch Familien geht ein Riss. Putins Ukrainekrieg hat einen Gra- ben gerissen, mitten durch die russische Ge- sellschaft – in der heutigen SZ wird darüber berichtet (Süddeutsche Zeitung vom 24.02.2023, Seite 3). „Wer den Krieg für ein Verbrechen hält, fühlt sich im dauerüberwachten Russland ohnehin als Außenseiter. Putins Mechanismus ist einfach: Wenn nie- mand sich traut, seine Meinung zu sagen, glaubt jeder, er sei mit seiner Meinung allein. Entweder er behält sie für sich. Oder er ris- kiert als Kriegsgegner alles, den Job, die Frei- heit, den Kontakt zu Freunden und Familie. Manche suchen anonym im Internet Rat. Russische Online-Foren sind voll von Men- schen, die an ihren Familienangehörigen ver- zweifeln. Manche sind bereit, darüber zu spre- chen, sie melden sich per Videoanruf aus der Türkei, aus Westeuropa, aus den USA.“ Eine junge Frau kann nicht mehr mit ihrem Bruder sprechen – sie ist Gegnerin des Krieges, er hat sich freiwillig zur Armee gemeldet. Eine jun- ge Ärztin ist ins Ausland geflohen, ohne ihrer Mutter in St. Petersburg Bescheid zu sagen. Die Mutter hätte sie wohl lieber an der Front gesehen als in Los Angeles. Sie halte ihre Tochter für undankbar, schließlich sei die Großvatergeneration damals, im zweiten Weltkrieg, auch für Russland gestorben. Ein Moskauer Bankmitarbeiter weint, als er über den 24. Februar spricht. Sein Vater hält die „Spezialoperation“ für richtig und seinen Sohn für den Teil einer „verlorenen Generati- on“. Der Sohn hat jetzt nur noch mit der Mutter Kontakt. Eine Frau hat Angst vor ihrem Vater, der werde sie irgendwann noch ins Gefängnis bringen, weil sie anderer Meinung ist als er. Ihr Vater ist für den Krieg, sie ist dagegen. Selbst ihren Kindern (im Teenager-Alter) wäre es lieber, ihre Mutter wäre weniger kritisch. Natalia lebt seit über 20 Jah- ren in Deutschland. Ihre Mutter ist im Alter in ihre frühere Heimat in der Südukraine gezogen – heute wird genau dort erbittert um je- den Meter Frontlinie gekämpft. Die Mutter ist alt und krank, sie möchte nicht mehr weg – das war zumindest der Stand vor 4 Monaten, als noch ab und zu Telefonkontakt möglich war. Was ist inzwischen geschehen? Lebt die Mutter noch? Natalia weiß es nicht. Zu Freunden in Russland, in Kaliningrad und anderswo, ist der Kontakt abgebrochen. Anfangs wusste sie nicht, ob bei Telefonaten vielleicht aus Angst vor Repressalien bewusst nur „Alltagsthemen“, Banaliatäten, angesprochen wurden – inzwischen ist deutlich geworden, dass die früheren Freunde entweder kein Interesse haben oder die offizielle Staatsmeinung in Russland übernommen haben. Denn (so aus dem o.g. Zeitungsbericht) „in Russland kommt man locker durch den Tag, ohne an den Krieg erinnert zu werden. Das Staatsfernsehen trichtert den Menschen ein, dass in der Ukraine alles nach Plan laufe, kein Grund zur Sorge. Bücher kritischer Autoren dürfen in den Buchhandlungen nur noch verpackt in Tüten ausliegen – damit niemand versehent- lich etwas Kontroverses liest. Wer den Krieg ausblenden will, kann das also tun. Wer ihn unterstützt, wird Abend für Abend im Fern- sehen von Scharfmachern wie Wladimir So- lowjow in seinen Ansichten bestärkt.“ Und Natalia fragt sich – was kann ich TUN, damit ich vor Sorge nicht verrückt werde?

Gebet: Wir denken an die vielen Menschen in der Ukraine und in Russland, die ihre Liebsten verloren haben – auf den Schlachtfeldern oder an die Propaganda. Wir denken an die vielen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt. Wir denken an die Menschen in Syrien, die sogar nach dem schweren Erdbeben weitere Bombardierungen erdulden mussten. Was tun Menschen sich gegenseitig an! Herr, erbarme dich! Wir wollen an alle Schwestern und Brüder in der Welt denken, im Norden und im Süden, im Westen und im Osten, mögen sie von der Ruach, dem Geist, bewegt werden. und lebendige Instrumente der Heilung in der Welt werden. (nachMariliaSchueller)

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