“Du bist ein Gott, der mich sieht.” (Gen 16,13) Das ist die Jahreslosung für das kommende Jahr. “Du bist ein Gott, der mich sieht”, so nennt Hagar, die Magd Abrahams, den Gottesnamen (El Roï). Ein unglaublicher Satz gemessen an der Situation, in der sich Hagar befindet. Vor ihrem Herrn Abraham schwanger in die Wüste geflohen, bekommt sie nun vom Engel Gottes gesagt, sie solle doch wieder zurückgehen. Zurück in die Notsituation, aus der sie geflohen ist. Hagars Antwort auf diese Aufforderung ist ih- rem Gegenüber – Gott – einen Namen zu geben: Du bist ein Gott, der mich sieht, der meine Not und mein Leid sieht. Mit dieser Benennung ändert sich etwas bei Hagar. Sie weiß, dass sie Gott im Rücken hat, dass Gott sie sieht. Über ihrem Herrn Abraham gibt es noch je- manden. Ein noch höherer Souverän. Es geht in dieser Erzählung um das Gegenüber. Es geht nur um uns beide (Gott und Ich). Eine Beziehung, in der man mal alles ausklammern kann, in der alles andere mal kurz vergessen ist und einem bewusst wird, dass diese Beziehung es zu ganz anderen schönen Sachen bringt. Diese Beziehung ist schon immer da und wird immer da sein. Sie kann einem nicht genommen werden. Zärtlicher Klang: Du bist nicht allein! Hoffnung keimt auf und Leben wird sein. Gott hört – so beginnt meine Zuversicht. Die Sorge bleibt, doch bedroht mich nicht. Ich stelle mir Gottes Stimme tief vor, durchdringend, unüber- hörbar. Aber das ist sie nicht zwangsläu- fig. Sie ist auch eine zärtliche, die mir behutsam zuredet. Alleine dieses Zureden ist so beruhigend und friedlich, dass ich mich von Gott getragen fühle.


Da keimt Hoffnung auf. Hier wird kein romantisches Friede-Freude-Eierkuchen draus. Nein – Sorgen, Leid, Schmerzen – all das bleibt in meinem Leben und darüber hinaus bestehen. Aber gleichzeitig, ganz ungezwungen steht durch Gottes Wort Zuversicht daneben. Es ist nicht das Ende vom Bösen, aber der Anfang des Endes. Schauender Gott, wo findest du mich? Hörender Gott, wie höre ich dich? Durch all meine Fra- gen gehst du mir nach und hältst behut- sam die Sehnsucht wach. Bei allem Kummer, Leid, Verlusterfahrungen fra- ge ich mich: Was soll das, Gott, wo ist da der Sinn? Ich kann dich nicht hören. Wo bist du? In der ganz persönlichen Beziehung schaut SIE mich an. Nicht nur im Sinne von: oben im Himmel sit- zen und mich stalken. Gott ist bei mir, geht mit mir allen Fragen und allen Zweifeln nach. Du bist ein Gott, der mich anschaut. Du bist die Liebe, die Würde gibt. Du bist ein Gott, der mich achtet. Du bist die Mutter, die liebt. Du bist die Mutter, die liebt. (Hinweis: Die kursiv gesetzten Texte stammen aus dem Liederheft “Freitöne” Lied Nr. 1 “Du bist ein Gott der mich anschaut” von Susanne Brandt und Miriam Buthmann.)

Vikarin Malina Teepe und Vikar Georg Meyer

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