Wochenspruch

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie. Und sie folgen mit; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Johannes 10,11a.27-28a
Wochenpsalm Psalm 23

AT-Lesung Hesekiel 34,1-16.31
Epistel 1. Petrus 2,21b-25

Evangelium Johannes 10,11-16(27-30)

Liebe Gemeinde, heute ist der zweite Sonntag nach Ostern – es ist der sogenannte Hirtensonntag. Das Ich-Bin-Wort aus dem Johannesevangelium bezieht sich auf das Bild des „guten Hirten“. Christus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10,11a)

Was macht einen guten Hirten aus?
Er geht vorn weg, zeigt den Weg.
Er geht auch hinten, damit keines der Schafe verloren geht.
Er denkt nicht pragmatisch, sondern k+mmert sich um jedes einzelne Schaf. Er kennt jedes Schaf beim Namen.
Er handelt vorausschauend, und es ist ihm jedes einzelne Schaf gleich wichtig, Der Hirte begleitet seine Herde und steht bei Gefahr zu ihr.

In dieser österlichen Zeit bis zu Christi Himmelfahrt lesen und hören wir auch die Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen. Ein wesentlicher Ausdruck der Handlung des Auferstandenen, gleichsam des Hirten ist die Begleitung der trauernden Jünger und Jüngerinnen, die Hilfe, ihnen den Weg in das Leben mit allen Erfahrungen von Hilflosigkeit, Versagen in der Freundschaft, Einsamkeit, Verlorensein,Traumata neu zu ebnen.

Ich möchte mit Ihnen auf die Erscheinungsgeschichte des Auferstandenen im Johannesevangelium schauen: Johannes 20,11-18

Maria aus Magdala steht am Grab und weint. Ihr Herz und ihre Augen sind von Trauer gehalten. Sie beugt sich in die Grabkammer hinein und findet den Leichnam nicht. Statt des Leichnams sieht sie zwei Boten Gottes. Sie sprechen sie an: „Frau, was weinst du?“ Sie antwortet: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiss nicht, wo man ihn hingelegt hat,“ Als sie das gesagt hat, wandte sie sich um und sieht einen Fremden, weiß nicht, dass es der Auferstandene ist. Erneut wird sie von außen in ihrer Trauer angesprochen: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meint, es sei der Gärtner und fragt: „Hast Du meinen Herrn wegkommen; dann sag, wo du ihn hingelegt hast?“

Zum dritten Mal nun wird angesprochen: Dieses Mal aber nicht mit dem neutralen Wort „Frau“, sondern nun bei ihrem Namen! „Maria!“ Da wird ihr Herz berührt. Da wandte sie sich ihm zu. Der Blick Marias wird von dem Blick in die Grabkammer in drei Schritten dem Auferstanden zugewandt. Nachdem Maria mit ihrem Namen angesprochen wird, wird sie f’hig, den zu erkennen, der vor ihr steht und den sie scheinbar schon gesehen, aber noch nicht erkannt hat. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ heißt es bei Jesaja 43,1. Und in der Taufe nehmen wir darauf auch Bezug. Wir werden bei unserem Namen genannt. Und zugleich bef’higt, zu antworten. Und nun kann ein Beziehungsgeschehen erfolgen. Sie antwortet bekennend: „Meister!“ Lehrer, Vertrauter – Mein Meister! Zu einer Beziehung gehört nicht nur das Wort, sondern auch die Ber+hrung. Sie möchte ihn umarmen, spüren, berühren. Er entzieht sich. Wir wissen, wie schmerzlich es ist, wenn man jemanden liebt und derjenige oder diejenige entzieht sich.

„Noli me tangere“ – Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zu meinem Vater hinaufgegangen! Der Auferstandene ist erfahrbar, jedoch anders. Sein Sein ist sichtbar, aber anders. Der auferstandene Jesu ist jener, der uns auch heute begegnen kann. Die Jüngerinnen und Jünger hatten uns nichts voraus. Auch sie mussten zum Glauben an die Auferstehung herangeführt werden: In der Nennung des Namens erkennen sie ihn, im Brechen des Brotes erkennen sie ihn, in der Berufung zu seinem Dienst erkennen sie ihn. In der Feier des Abendmahles erkennen wir ihn, in der Lesung der Schrift erkennen wir ihn, in dem Sakrament der Taufe erkennen wir ihn. Der Auferstandene macht sich sichtbar in Zeichen und in Worten, die unser Herz berühren.

Und Maria wird nun die erste Verkündigerin der Auferstehung: zur Apostelin der Apostel! Die Kirche des auferstandenen Christus gründet also auf der Botschaft einer Frau. “Maria aus Magdala ging zu den Jüngern und berichtete: Ich habe den Herrn gesehen.“ Aus der gebrochenen Trauernden wird die Botschafterin des Lebens.

Das ist die Tat eines guten Hirten. Er zieht “seine Schäfchen” ins Leben und macht sie sprachfähig für den Sieg des Lebens über alles, was unser Leben begrenzt, krank macht und beendet.

Eine gute Botschaft in diesen Zeiten!

Einen guten Sonntag Ihnen – und bleiben Sie weiterhin achtsam und verantwortungsbewusst für sich und andere.

Ihre Pastorin Birgit Rengel

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