Erinnern Sie sich noch an meinen letzten Artikel? Ich schrieb noch vor der Corona- Seuche„ Früher hieß ein Sprichwort: ́Not lehrt Be-ten‘“. Nun gut, wir leiden in der Mehrzahl – Gott (!) sei Dank – keine wirkliche Not. Wie wir heute wissen, war ich damals – beileibe nichts voraus- ahnend – zu leichtfertig in meiner Ein- schätzung. Schneller als wir wohl alle gedacht haben, hat uns die Not in Ge- stalt eines Virus erreicht, einer Gefahr, der man sich nur unter großen Schutz- maßnahmen erwehren kann, weil der „Feind“, anders als im Krieg, unsichtbar ist und sozusagen aus dem Hinterhalt angreift. Eigentlich hatte ich vor, mit dem Begriff „entpuppen“ über verbor- gene Kräfte zu berichten, die uns inne- wohnen. Aber in einem ganz anderen Sinne, als ich nun diesen Artikel verfas- se. In der Biologie ist damit gemeint, dass sich eine Larve, die sich verpuppt hat, sich nun beispielweise zu einem Schmetterling „entpuppt“, also eine völlig neue Gestalt annimmt als vorher. Entpuppen als eine Verwandlung. Die Redewendung ist uns bekannt: er oder sie entpuppt sich als … In den letzten Wochen haben auch wir uns verwandelt. Äußerlich gesehen laufen Mitmenschen an uns vorüber mit Atemschutzmasken und Handschuhen aller Art, sodass die Person als solche oft kaum erkennbar ist. Eigentlich das Gegenteil von „entpuppen“ und damit völlig paradox. Doch im Innern entpuppen wir uns je nach Gefühlslage als kämpferisch oder überaus vorsichtig – wir ändern unser Verhalten, um uns der ungewohnten Situation so oder anders zu stellen. Furcht oder Zuversicht, das ist hier in Abwandlung des „to be or not to be“ Hamlets von Shakespeare die Frage. Und damit eine Frage, die die Menschen schon zu Zeiten der Bibel umgetrieben hat: Muss ich mich (vor meinem Gott) fürchten oder darf ich (im Vertrauen auf Gott) in Zuversicht leben? Habe ich – um es umgangssprachlich zu formulieren – Gott überhaupt „auf dem Schirm“? Wir haben doch bisher alles geschafft und bekommen, was wir wollten – zumindest in den meisten Fällen: einen Wohlstand ohnegleichen, wenn leider auch ungleich verteilt; Häuser gebaut, Autos und andere wertvolle Güter gekauft; Reisen zu den weitest entfernten Zielen unternommen, wenn es uns gefiel. Und plötzlich: keinerlei Reisen, weder nach Alaska noch zu den Großeltern; Häuser, Autos oder sonst etwas abzahlen zu müssen, ohne zu wissen, ob ich morgen noch Arbeit und damit Geld habe, um Schulden zu bezahlen. Verkehrte Welt oder ein Alptraum? Und alles wegen eines unsichtbaren Virus? Unsere vermeintliche (All-)Macht ist von heute auf morgen dahin! Wer macht so etwas aus buchstäblich heiterem (Frühjahrs-)Himmel? Wen können wir zur Verantwortung ziehen? Not lehrt beten, aber wie? Wann habe ich das letzte Mal überhaupt gebetet? Kann ich das denn? Gibt es doch die Höhere Macht, der wir stets ausgeliefert sind? Fragen, die sich bestimmt viele Menschen stellen. Kein Politiker, kein ernstzunehmen- der Wirtschaftsfachmann, im Grunde niemand, der sie beantworten kann. Wenn wir ehrlich sind, sind wir auf uns zurückgeworfen, weil niemand – wirklich niemand – uns eine schlüssige Erklärung der letzten Dinge abnehmen kann. Beten, dass ich nicht betroffen bin, mehr geht nicht. Ich weiß nicht, ob ich mich angesteckt habe oder ob mein Gegenüber trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ansteckend ist. Ungewissheiten und die ständige Furcht vor der weltumspannenden Seuche – so sieht unser Leben aus. Woher soll die Zuversicht kom- men? Auf jeden Fall nicht aus der Furcht zu erkranken. Auf jeden Fall nicht aus einer Resignation des Ausge- liefertseins. Zuversicht kommt allein aus dem Versprechen, dass Gott schon Noah nach der Sintflut gegeben hat: „Solange die Erde steht, soll nicht auf- hören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (Schöpfungsgeschichte, 1. Mose 8,22). Damit ist das Wohlergehen sowohl des menschlichen Lebens als auch das Fortbestehen unseres Planeten eingeschlossen. Trotz aller Widrigkeiten des Lebens – auch krankmachender Viren – soll es weitergehen. Das ist die uns geschenkte Zuversicht! Nur – wie soll es weitergehen? Das überlässt er uns! Im Vertrauen auf uns Menschen läuft sein Plan, die Evolution, weiter. Wir werden es schaffen, auch mit diesem Virus umzugehen, wenn wir uns auf eine ganz andere Art und Weise – entpuppen. Wenn wir innovativ forschen, so wie wir viele sogenannte Geißeln der Menschheit besiegt haben. Wenn wir uns eingestehen, dass unser Wohlstand (Autos, Reisen usw.) zurückgefahren werden muss. Wenn wir uns eingestehen, dass die riesigen Staatsschulden von uns be- zahlt werden müssen. Wenn wir uns schließlich eingestehen, dass unser Leben eine andere Richtung braucht, weg von den großen „Events“ aller Art zu den kleinen Freuden des Daseins. Klingt wie ein besserwisserischer Weltverbesserer? Richtig! Aber sollten wir nicht an dem Punkt sein, an dem wir uns fragen müssen, was wichtiger für uns ist:: ein hoffentlich gesundes (langes?) Leben oder irgendwelche Statussymbole. Ich denke, mehr Auswahl haben wir nicht. Entpuppen wir uns! …. 

Manfred Stoppe

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