mit diesem Gemeindebrief zum Frühjahr 2025 möchte ich Ihnen auch im Namen unseres Kirchenvorstandes nochmals meine Segenswünsche für dieses Jahr übermitteln. Die biblische Jahreslosung der Herrnhuter Brüdergemeine sieht ein weises Wort vor: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1. Thess. 5, 21). Der Apostel Paulus schreibt an seine Gemeinde in Thessaloniki, nachdem viele äußere Strömungen Menschen verunsichern und in Zweifel bringen, gut zu prüfen und dann das Gute zu bewahren. Ignatius von Loyola spricht von der „Scheidung der Geister“. Aber nach welchen Kriterien? Biblisch verstehe ich das Entscheidungsmaß so, dass alles, was dem gnädigen, menschennahen Gott entspricht, hilft. Vom Bild des Fremdlings ausgehend, vom Bild des Flüchtlings ausgehend, sind wir alle Heimatsuchende. Vom wandernden Gottesvolk sind Spuren gesetzt, in die wir treten dürfen. Gebete und Texte, die wir uns borgen dürfen, um Kraft zu bekommen und Leben gelingen zu lassen – bis hin zur neutestamentlichen Botschaft von der fliehenden heiligen Familie und einem göttlichen Retter, der solidarisch unser Menschsein mit allen Bürden trägt. Die Offenheit gegenüber Menschen, die ihr Land verlassen, weil sie verfolgt werden und an Leib und Leben bedroht sind, gehört zu dem, was bei der Prüfung Kriterium sein sollte. Die Menschlichkeit, die Herzensweite und die barmherzige Klugheit, das Aufstehen und Aufschreien für die, die keine Stimme und keine Hoffnung haben, ebenso. Lasst uns genau prüfen, welche Parolen gesprochen werden. Sind sie menschenverachtend, abwertend, ausgrenzend? Die Stuttgarter Schulderklärung der Kirchen 1945 hatte damals in ihrem Schuldbekenntnis auch folgende Erklärung: „… wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Mögen wir das auch als Kirchen nicht noch einmal so sagen müssen. Liebe Gemeinde, meine Worte in diesem Frühlingsbrief, der theologisch die Passions- und Osterzeit umfasst, ist auch von Sorge geprägt, die Passion der Menschen in der Welt nicht aus dem Blick zu verlieren, die unsere Hilfe brauchen. Zugleich möchte ich uns ermutigen, bei allen Nachrichten, die uns in Sorge bringen, nicht den Blick auf unseren Gott zu verlieren, mit dem wir „über Mauern springen“ können. In unserem eigenen Land haben wir es er-leben dürfen, dass politisch scheinbar Unveränderbares möglich war: Mauern zu überwinden. Lassens Sie uns Ausschau halten nach dem Guten, nach dem, was Leben gelingen lässt, was Verständigung ermöglicht und menschliches Miteinander über alle Grenzen verwirklicht. Wir sind alle Kinder dieses wunderbaren Gottes, der uns Leben schenkt. Mögen wir alle uns helfen, das kostbare Geschenk des Lebens im Blick zu behalten, das Schöne, das, wofür es sich lohnt, jeden Tag aufzustehen und am Frieden zu bauen – auch im Kleinen. Seien Sie behütet! 

Ihre Pastorin Birgit Rengel 

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