„Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pflegen weiß“. Diese weisen Worte stammen von Johann Wolfgang von Goethe. Auch wir, der Offene Frauentreff unserer Gemeinde, sind ein kleiner Kreis, den man gerne pflegt. Gerade hatten wir uns nach langer – Pandemie-bedingter – Pause wieder getroffen und uns riesig gefreut, alte und neue Teilnehmerinnen zu begrüßen. Ein Nachmittag voller Ideen und Anregungen verging wie im Fluge, und die Planungen für ein ganzes Jahr waren besprochen. Aber schon im Dezember musste unser Treffen ausfallen, und seitdem gilt wie überall die allseits empfohlene Winterruhe. Wir wollten bei unserem Adventstreffen über Michael Praetorius hören, von dem auch das schöne Lied „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ stammt. Von Michael Praetorius sind über 1700 Musikstücke überliefert, und darüber hinaus ist er auch mit unserer Region verbunden, denn die meiste Zeit seines Lebens hat er in Wolfenbüttel verbracht. Michael Praetorius, der eigentlich Michael Schulteis hieß, wurde 1572 in Creuzberg nahe Eisenach geboren. Sein Vater und auch zwei seiner Brüder waren streng lutherische Pastoren. Nach seiner Schulzeit in Torgau und Zerbst begann er sein Studium der Theologie und Philosophie an der Universität „Viadrina“ in Frankfurt an der Oder, wo sein älterer Bruder Andreas Theologieprofessor und Rektor war. Als kurz nacheinander beide Brüder starben, übernahm Michael Praetorius eine Stelle als Organist an der Universitätskirche St.Marien, ohne sein Studium mit einem Abschluss beendet zu haben. Über die Zeit ab 1590 bis 1593 gibt es nur die Vermutung, dass sich Michael Praetorius bei Verwandten in Halberstadt aufhielt und eventuell auch in Helmstedt die Universität besuchte. Auf jeden Fall muss der Fürstenhof in Wolfenbüttel auf ihn aufmerksam geworden sein. Denn ab 1593 war er im Dienst von Herzog Heinrich Julius zu Wolfenbüttel / Lüneburg, und zwar zunächst als Hoforganist in Wolfenbüttel und ab 1604 als Hofkapellmeister. 1603 heiratete er Anna Lakemacher aus Halberstadt, die Söhne Michael und Ernst wurden geboren, und ab 1612 wohnte die Familie in einem großen eigenen Haus in bester Lage Wolfenbüttels. Michael Praetorius schrieb nicht nur viele wunderbare Musikwerke, darunter auch viele Kirchenlieder, er begleitete auch häufig den Herzog in diplomatischer Mission an den Kaiserhof in Prag. Er war musikalischer Berater an den Fürsthöfen zu Bückeburg, Dresden, Rotenburg und Sonderhausen und am dänischen Königshof in Kopenhagen. Es wird berichtet, dass Michael Praetorius innerhalb weni- ger Jahre über 10.000 km auf Reisen gewesen sei, eine enorme Strecke für die damalige Zeit. Er komponierte auch zahlreiche Festmusiken, z.B. für Fürs- tenhochzeiten und Kaiserbesuche. Es muss ein anstrengendes Leben gewesen sein, denn Michael Praetorius starb im Alter von nur 50 Jahren am 15. Februar 1621. Begraben wurde er unterhalb der Orgel in der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel. In Erinnerung bleibt seine wunderbare Musik. Monika Seidel