Wochenspruch: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6,2) Psalm 42
Wochenlied EG 428 Komm in unsre stolze Welt oder EG 495 O Gott, du frommer Gott AT-Lesung: 1. Mose 50, 15-21
Evangelium: Lukas 6, 36-42 Predigt: Römer 12, 17-21
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gemeinde,
gerade beginnt die Ferienzeit, die Einschränkungen in unserem Alltag werden vorsichtig gelockert, man kann Reisen und Ausflüge planen – Entspannung, Erholung, die Seele baumeln lassen, den Alltag hinter sich lassen, einfach mal an nichts denken.
Und da hinein nun die heutigen Texte, die unseren Blick auf die Beziehung zu (allen) anderen Menschen lenken, die von uns ein bewusstes Verhalten einfordern – in allen geht es um eine Ermahnung zur Barmherzigkeit, zur Vergebung, sie sind Aufforderungen, unser Gegenüber zu achten, „Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“
Der heutige Predigttext aus dem Römerbrief endet mit dem Vers:
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Endlich mal eine klare Anweisung! Na klar, so hat Jesus es mit seinem Leben und Wirken vorgelebt, so sollen wir ihm nacheifern. Überwinde das Böse mit Gutem – ein schwieriger Auftrag, so wie der, seine Feinde zu lieben, oder auch die linke Wange hinzuhalten. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, das klingt nach Auseinandersetzung, da muss ich mich anstrengen. Überwinde das Böse mit Gutem – wieder wird es anstrengend, nicht nur das Böse abwehren, sondern es selbst mit Gutem überwinden. Spätestens jetzt stellt sich die Frage: Wo beginnt eigentlich das „Böse“, und wie sieht „das Gute“ aus, das wir entgegensetzen sollen?
Man könnte das Böse mit Gewalt gleichsetzen, Mord, Körperverletzung, Diebstahl, – dann wären die meisten von uns höchstens Opfer, aber niemals Täter oder Täterinnen. Aber Paulus schreibt im Römerbrief, es besteht immer Gefahr, dass uns das Böse überwindet, dass es Einfluss auf unser Leben nimmt. Das kann im Kleinen beginnen: kleine Sticheleien am Arbeitsplatz oder zuhause; der schnelle Druck auf die Hupe, wenn wir uns über einen anderen Verkehrsteilnehmer ärgern; das Nicht-Einmischen, wenn jemand anderem Unrecht getan wird; unbedachte Worte, die eine andere verletzen; …
Überwinde das Böse mit Gutem. Dazu gehört Mut, da muss ich mich manchmal für andere einmischen. Das ist anstrengend, ich muss mich und mein alltägliches Verhalten überdenken und ändern. Und ich muss meinem Gegenüber zumuten, dass er oder sie sich auch zum Guten ändern kann. Das ist nicht leicht, aber es kann gelingen, wenn ich das Wohl der anderen, aller anderen im Blick habe. Wenn ich mich für Gerechtigkeit einsetze.
Wenn ich anderen das, was mich verletzt hat, vergeben kann.
Dabei dürfen wir darauf hoffen, dass Gott uns begleitet und unterstützt.
Im Wochenlied wird Gottes Beistand erbeten, nicht nur bei großem Unrecht in der weiten Welt, sondern auch bei großem und vermeintlich kleinem in immer engeren Bereichen um uns herum: Komm in unsre stolze Welt,…
Komm in unser reiches Land,…
Komm in unsre laute Stadt,… Komm in unser festes Haus,… Komm in unser dunkles Herz,…
Es geht um uns und unser Tun, an jedem Tag und an jedem Ort.
Und um manchmal überraschende Reaktionen:
Als die ersten Missionare nach Alberta, Kanada kamen, wurden sie von einem jungen Häuptling der
Cree-Indianer namens Maskepetoon entschieden abgelehnt. Dieser lernte später das Evangelium kennen und wurde Christ. Kurz darauf tötete ein Mitglied des Blackfoot-Stammes seinen Vater.
Da ritt Maskepetoon in das Dorf, in dem der Mörder lebte, und verlangte, dass er vor ihn gebracht werde. Gegenüber dem Schuldigen sagte er: „Du hast meinen Vater getötet, also musst jetzt du mein Vater sein. Du sollst mein bestes Pferd reiten und meine besten Kleider tragen. Sag deinem Volk, dass Maskepetoon auf diese Weise Rache nimmt.“
Voller Staunen und Reue rief sein Feind aus: „Mein Sohn, jetzt hast du mich getötet!“ Er wollte damit sagen, dass der Hass in seinem eigenen Herzen durch die Vergebung und Freundlichkeit des Häuptlings vollständig beseitigt worden war. Und der Mörder seines Vaters fuhr fort: „Noch nie in der Geschichte meines Volkes hat es so etwas gegeben. Mein Volk und alle Männer werden sagen: „Der junge Häuptling ist wie niemand sonst mutig und stark und gut.“
Einen gesegneten Sonntag, bleiben Sie behütet! Ihre Dr. Ina Helmstädter-Rösner
EG 428 Komm in unsre stolze Welt
Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben. Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn Auf den Weg des Friedens hin.
Komm in unsre laute Stadt,
Herr, mit deines Schweigens Mitte, dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.
Komm in unser reiches Land,
der du Arme liebst und Schwache, dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache. Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.
Komm in unser festes Haus,
der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus,
das uns deckt kaum bis zum Morgen; denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.
Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
Dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz Deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.