Erster Sonntag nach Ostern – Quasimodogeniti („Wie die Neugeborenen“)
Wochenspruch
Eingangspsalm AT-Lesung Epistel Evangelium
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeborene hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“
1. Petrus 1,3
Psalm 116,1-9.13
Jesaja 40,26-31
1. Petrus 1,3-9
Johannes 20,19-29
Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.
Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine H’nde, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Gedanken zu Johannes 20,19-31
„Moin“ oder „Hallo“ und „Guten Tag“ – dazu der Handschlag – nun ein freundliches Nicken. Wir haben uns auch in unseren Umgangs- und Begrüßungsformen den Modalitäten der Lebensumstünde angepasst. Wie die Worte bei der Begrüßung sind, ist nicht unwichtig. Es gibt ein vertrautes Sich-Begrüßen oder ein formell höfliches. An seinen Begrüßungsworten erkannte man ihn: „Friede sei mit Euch“. Der Friedensgruß! Und wer das nicht verstand, bekam auch sichtbare Hilfe: Er zeigte seine Wundmale an den Händen und seine Seitenwunde. Nun verstanden die Jünger. Der Auferstandene, ihr verwandelter geliebter Mensch ist ihnen nahe.
Liebe Gemeinde, wir sind mitten in der österlichen Hoch-Zeit. Die Evangeliumslesungen schon seit Ostermontag berichten von den Erscheinungen des Auferstandenen.
Er begleitet die Seinen noch 40 Tage, bevor er sich ihnen entzieht. Denn es gibt einiges zu heilen: Die Jünger konnten ihre Freundschaftsvesprechungen nicht halten, ihre Angst war größer gewesen. Im Garten Gethesemane waren sie bei der Verhaftung Jesu eingeschlafen. Sie hatten ihn allein gelassen bei seinem Sterben am Kreuz. Petrus hatte aus Angst, ihm könne das gleiche Schicksal blühen, auf die Frage, ob er auch sein Freund sei, geantwortet: „Ich kenne ihn nicht.“ Judas hatte für den Verrat Geld bekommen – dies selbst aber später nicht ausgehalten (sich nicht ausgehalten!) und sich erhängt. Ein Scherbenhaufen menschlicher Zerbrochenheit ist das Bild am Ende dieser Passionsgeschichte.
Jesus erscheint den Seinen nun und begleitet sie, um sie mit sich selbst, mit ihm und dem Heilsplan Gottes zu versöhnen. Er gibt ihnen Lebenshilfen, damit sie anschließend wieder ins Leben finden. Und dabei hat er viel Geduld!
Die Jünger hatten sich zusammengefunden nach den Tagen der nicht zu verstehenden Ereignisse. Sie wollten sie gemeinsam verarbeiteten. Aber sie hatten auch Furcht und verschlossen daher ihre Türen. Nur einer, der machte es lieber mit sich aus. Thomas, der war in die Isolation gegangen, und somit hatte er die erste Erscheinung des Auferstandenen verpasst. Als die anderen Jünger nun zu ihm kommen, um ihm freudig zu vermitteln, sie hätten den Herrn gesehen, er lebe, da sagt Thomas ganz rational, immer Beweise suchend: Ich glaube nur, was sich sehe. Ich glaube nur, wenn ich es begreife: „Wenn ich nicht meine Hand in seine Wunden gelegt habe, dann glaube ich nicht.“
Nun könnte Jesus sagen: „Thomas, du bist so lange mit mir Wege gegangen, wenn du dich zum einen aus der Gemeinschaft ausklingst und zum anderen immer noch nicht stark genug im Glauben bist, dann wars das.“ Stattdessen kommt Jesus extra für Thomas noch einmal. Er tritt ein in die verschlossenen Türen und spricht den Friedensgruß. Und dann stellt Jesus Thomas nicht bloß, nein: von sich aus zeigt er Thomas seine Wundmale und l’sst sich berühren. Jesus weiß, dass Thomas das braucht! Berührung um zu begreifen. Daher kommt ja auch das Wort Be-greifen. Wir brauchen auch die Berührung in der menschlichen Begegnung, die uns gerade in diesen Corona-Epidemie Zeiten so fehlt.
„Sei gläubig! – sagt Jesus. Hab Vertrauen. Und weil er mit Thomas so viel Geduld hat, wird Thomas zum ersten Glaubensbekenner: „MEIN HERR UND MEIN GOTT!“ Das ist ein Glaubensbekenntnis!
Petrus, der Vorzeigejünger, hatte seinen Ehrentitel erhalten, weil er gesagt hatte: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“. Thomas sagt es noch viel inniger: „Mein Herr und mein Gott!“
Er wird zu diesem innigen Bezug und zu diesem tiefen Glaubensbekenntnis befähigt, weil der, den er liebt, ihm mit viel Geduld hinterhergegangen ist, ihm in seiner „Schwachheit“ – ich glaube nur, was ich sehe – aufgefangen hat und nicht aussortiert hat.
Liebe Gemeinde, Liebe geht hinterher, läuft hinterher, rennt hinterher, macht sich lächerlich, aber verliert den Menschen nicht aus dem Blick. „Mein Herr und mein Gott“- das ist die Antwort eines Thomas, der geliebt wird und lieben kann. „Mein Herr und mein Gott“ ist auch unsere Antwort auf einen Gott, der uns unendlich liebt!
Einen segensreichen Sonntag mit dem Auferstandenen an der Seite wünscht Ihnen Ihre
Pastorin Birgit Rengel
„Friede sei mit uns allen.“