Während wir noch auf den ersten großen Herbststurm warten, sind andere schon mittendrin. Die kleinen und großen Stürme des Lebens kennt jeder Mensch. Sie brausen über einen hinweg, unberechenbar und meistens zu unpassenden Zeitpunkten.

Und wie groß ist der Sturm, der gerade über uns hereinbricht? Wann ist der Höhepunkt erreicht, wann legt sich der Wind? Niemand kann es so recht vorhersagen. Jesus und seine Jünger*innen finden sich auf einem Boot wieder. Kaum mit dem Boot auf den See gefahren, schläft Jesus ein. Plötzlich kommt ein Sturm auf. Nicht nur ein laues Lüftchen oder ein guter Wind zum Segeln, sondern ein handfester Sturm. Die Wellen sind riesig. Das kleine Boot kämpft gegen die Gewalten. Die Jünger*innen werden panisch. Sie rufen voller Angst und wecken den schlafenden Jesus. “Macht es dir nichts aus, dass wir untergehen?”, fragen sie ihn. Das klingt anklagend. Sie haben damit gerechnet, nie in einen Sturm zu geraten, weil Jesus bei ihnen ist. Und nun im Sturm werden sie panisch. Sie wenden sich an den einzigen, der das nicht ist. Dieser beschützt sie nicht vor dem Sturm, sondern im Sturm. Ich stelle mir Gott in vielen unterschiedlichen Bildern vor. Eine feste Burg, die schützende Hand, Mutter und Vater. Ja, mit- unter auch mein “Reiseleiter”, ein sicherer Hafen, mein Schutz, mein Boot im Sturm, vielleicht ein neues Bild: Gott als Auge des Sturms: der Ort, an dem es windstill ist. Wenn ich im Zentrum des Sturms bin, kann ich mich ausruhen. Ich weiß: Die Hälfte ist überstanden, es gibt ein Ende. Der Sturm ist noch da, andere sind gerade betroffen, aber im Auge des Sturms habe ich die Gewissheit für mich, aber auch für die anderen “da draußen”: Der Sturm legt sich, alles wird gut. Soll heißen: Wenn ich nicht panisch werde, son- dern das Auge des Sturms, Gott, suche und es finde, dort verharre, kann ich in dieser Ruhe Kraft tanken für das, was danach noch kommt, für den Weg aus dem Sturm heraus. Denn: Gott ist mit mir im Sturm.

Georg Meyer und Malina Teepe