Wenn es einen Begriff gibt, der die Menschheit stets bewegt hat, dann ist es dieser: Energiegewin- nung. Die Zähmung des Feuers und dessen Energie war schon in der Vorzeit der Schlüssel zum Überleben.

Nicht umsonst wird die Energiegewinnung seitdem als „Schlüsselindustrie“ bezeichnet. Die Formen der Energiegewinnung haben sich in den Jahrtausenden gewandelt, geblieben ist ihre Notwendigkeit. Energie ist diejenige physikalische Größe, die während eines physikalischen Prozesses erhalten bleibt (Energieerhaltungssatz: E=mc2): die Gesam- tenergie eines abgeschlossenen Systems ändert sich nicht. (Wikipedia). Das heißt, dass die Masse „m“ mit der Lichtgeschwindigkeit „c“ zum Quadrat multipliziert die Energie dar- stellt. Also: je kleiner die Masse, desto höher deren Geschwindigkeit bei gleicher Größe E. Aber nun genug mit der Physik. Energie kann auch mit dem Begriff „Kraft“ gleichgesetzt werden, und die Kraft ist – denke ich – nicht nur ein physikalischer, sondern ein uns sehr vertrauter Begriff. Wer fühlte sich nicht schon einmal kraftlos? Fühlen Sie sich nach den Feiertagen und dem Nicht-Winter-und-doch- Winter(!)Wetter kraftlos? Wollen Sie auch lieber schlafen anstatt irgendwie tätig zu sein? Diese Art von „Winterschlaf“ liegt sicher in unseren Genen. Bei unseren weitgehend länd- lich geprägten Vorfahren war der Winter die Zeit der Ruhe, des Ausruhens, des Zu-sich- Kommens. Gut, viele versuchen dem zu be- gegnen, indem sie ins Fitnessstudio gehen, vermehrt Sport treiben oder einfach an der frischen Luft wandern. 

Dies hat den angenehmen Nebeneffekt, dass vielleicht das eine oder andere Pfund des Winterspecks verloren geht. Bisher war nur vom Körperlichen die Rede, doch Energiegewinnung betreffen ebenso den Geist und die Seele! Wie entspannend ist es zum Beispiel, sich mit Lesestoff versorgt auf der Couch zu lümmeln, vielleicht am Kaminfeuer, vielleicht mit einer guten Tasse Tee oder Kaffee der Jahreszeit zu trotzen. Einem weit verbreiteten Vorurteil ist in diesem Zusammenhang zu begegnen: Spannung ist (elektrisch betrachtet) zwar eine Form von Energie, aber einer Energie, die verbraucht werden will wie im Betrieb einer Waschmaschine. Hier aber ist die Rede von Energiege- winnung oder anders ausgedrückt vom Kraft- tanken. Wenn ich lese oder einem anderen Hobby nachgehe, ent-spanne ich mich dage- gen. Dabei stärke ich – auf welchem Gebiet auch immer – meinen Geist. Ich erfahre oder schaffe Neuartiges, das mich erfreut und mir ein Gefühl von Zufriedenheit gibt. Ich tauche in neue Welten ein, von denen ich vorher nichts gewusst habe, ehe ich das Buch zur Hand nahm. Oder ich habe eine technische Lösung für ein Problem gefunden, die mir Freude bereitet. Auf diese Weise gewinne ich eine neue Sicht auf die Dinge, die mich im Leben berühren. Und – ist der Geist rege, freut sich auch die Seele! Schon immer haben sich die Menschen um ihre Seele gesorgt. Früheste Aufzeichnungen wie die Höhlenmalerei- en während der Eiszeiten oder die Tempelornamente im alten Ägypten zeugen davon, wie die Menschen um ihr Seelenheil besorgt waren. Ein wacher Geist weiß, wie Energiegewinnung funktioniert: er schafft „Futter“ für seine Seele, um im Gleichgewicht zu bleiben oder ins Gleichgewicht zu kommen. Er weiß auch, was Gift ist für die Seele, nämlich Unzufriedenheit, Hass, Neid oder das Gefühl, sich nicht geborgen zu wissen. Was also tut er, um „Seelenfutter“ zu schaffen?

Er zieht sozusagen Bilanz. Was freut mich, was treibt mich um oder was ärgert mich? Bin ich zu dick, muss ich weniger essen. Rauche ich zu viel, muss ich aufhören oder zumindest reduzieren. Liege ich im Streit mit meinen Mitmenschen, muss ich mich aussöhnen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Energiegewinnung für Geist und Seele: Manche versuchen mit Meditation, zur inneren Ruhe kommen. Wie gesagt, unsere Vorfahren wussten, was zu tun ist. Manche versuchen es mit Yoga oder anderen spirituellen Riten. Dabei gibt es ein „Geheimrezept“. Ich setze es bewusst in Anführungszeichen, da es so scheint, als sei es in Vergessenheit geraten, nämlich das Beten. Mag Ihnen bekannt vorkommen oder gar altmodisch? Es ist der Ursprung aller Religionen! Wenn wir uns klarmachen, dass wir nicht alles im Leben regeln können, Verzweiflung, Krankheit oder Tod – was bleibt uns dann noch übrig? Das Vertrauen in eine höhere Macht – man kann es auch Glaube nennen – ist der letzte Rettungsanker, der uns bleibt. Insofern ist Beten das richtige Mittel, um uns zu entlasten und damit neue Energie zu gewinnen. Kreuz, Anker und Herz sind die gängi- gen Symbole dafür – viele von Ihnen werden sie kennen, es gibt sogar eine Modemarke mit diesen Symbolen! Beten schafft Energie, ich befreie mich von unnötiger Last und werfe meine Hoff- nung und mein Vertrauen auf diese Macht, die wir Gott nennen. Man mag darüber schmunzeln oder gar lästern, man mag das naiv oder kindisch finden, aber das Gebet ist ein Mittel zur Gesunderhaltung unserer Seele. Der Vorwurf, christliche Betende seien weltfremd oder Spinner, ist leicht zu entkräften: Buddhisten beten, Hindus beten, Moslems beten. Ist also die Mehrheit der Menschheit verblendet oder gibt es doch etwas zwischen Himmel und Erde, das diese Menschheit verbindet? Früher hieß ein Sprichwort „Not lehrt Beten.“ Nun gut, wir leiden in der Mehrzahl – Gott (!) sei Dank – keine wirkliche Not. Braucht man deshalb keinen seelischen Beistand mehr? Jedenfalls lege ich Ihnen für das neue Jahr diese Art der Energiegewinnung ans Herz.

Manfred Stoppe

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