Ich weiß nicht mehr, wann ich diesen Spruch zum ersten Mal gehört habe. Vermutlich als Soldat der Bundeswehr, aber be- schwören mag ich es nicht. Klar war nur, was er bedeute- te: Aus, Schluss, finito! So möchten wir es doch mit der Corona- Pandemie halten – oder nicht, wo nun schon ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung durchgeimpft ist? Rückkehr ins Normale, bloß – was ist normal? Das Leben, das wir jahrzehntelang trotz mancher Hürden gelebt haben, war eben – so behaupte ich – nicht normal. Vielmehr stand es unter dem olympischen Motto: höher, weiter, schneller. Das wichtige Wachstum der Wirtschaft, der stets steigende Verdienst, die immer weiteren (Flug-)Reisen, die immer schnelleren und größeren Autos – das waren die Lebensmuster, zu mindestens für die allermeisten Menschen. Doch nun rückt ein neuer Begriff landauf, landab in un- ser Bewusstsein: Umdenken! Nicht mehr das gängige Muster verfolgen, sondern neue Lebensentwürfe gestalten: das Virus werden wir nicht mehr los, ja wir können von Glück sagen, wenn nicht weitere Varianten oder gar neue Virusstämme unser Leben bestimmen. Die Klimakrise wurde oftmals kleingeredet oder sogar geleugnet, bis die Flut im Rheinland erbarmungslos zuschlug und uns fassungslos machte. Die Elbeflut von 2002 war längst vergessen, die Schäden beseitigt und alles wieder aufgebaut. Und die Fluten oder Waldbrände in anderen Teilen der Welt – Bilder in der Tagesschau und Achselzucken – ist nun mal so … Doch wenn die Katastrophe sozusagen vor unserer Haustür eintritt, tun wir überrascht, weil unser Gedächtnis verdrängt, was gewesen ist. Umdenken heißt zuallererst, Bilanz zu ziehen: Wie geht es mir heute? Wie geht es mei- ner Familie, meinen Freunden und Nachbarn? Habe ich in meinem Um- feld schwere COVID-Erkrankungen, ja Todesfälle zu beklagen? Gott sei Dank ist es nicht der Fall! Wenn ich dagegen meinen Blick erweitere, wird mir schon angst und bange. Gerade in unserer Region steigen zurzeit die Fälle, sodass wir an die Spitze der Fallzahlen – bundesweit – gerückt sind! Ist es die Unver- nunft, jetzt wieder Partys steigen zu lassen? Ist es die Gleichgültigkeit der erfolgreich Geimpften? Oder ist es der Widerwille vieler Menschen gegen eine Impfung? Leider lässt sich der Grund nicht einfach ermit- teln. Auf jeden Fall begegnen wir hierbei einer gewissen Disziplinlosigkeit, weil man „das Leben vorher“ zurückhaben will, wie oben ansatzweise beschrieben. Doch es gibt kein Zurück! Die Bedrohungen nehmen weltweit, aber auch in unserem kleinen Kosmos zu. Und mit einer Vogel-Strauß-Haltung den Kopf in den Sand zu stecken, führt eher in eine Sackgasse des Lebens.

Umdenken heißt vor allem, sich den neuen Herausforderungen aktiv zu stellen und sich zu überlegen, was anders oder sogar besser zu machen sei. Ich bin mir durchaus bewusst, auch in diesem Artikel hier den Zeigefinger zu heben, aber – das ist schon in der Bibel nachzulesen – der Prophet gilt im eigenen Land bekanntlich nichts. Wie viele Fluten oder Waldbrände muss es denn noch geben, bis sich die Einsicht durchsetzt, dass der Klimawandel voll durchschlägt? Unsere Gärten verdursten zurzeit bei den geringen Niederschlägen, und die Regenwas- serreserven in den Tonnen sind na- hezu verbraucht. Wann hat es in den letzten Jahren noch Grünanlagen gegeben, die den Namen wirklich verdienen? Und gehen Sie mal in die Baumärkte, um ein paar Bret- ter zur Reparatur des Gartenhauses zu erstehen. Wenn es Holz gibt, so ist es mir ergangen, soll man dafür unglaublich hohe Preise bezahlen –für ein paar Bretter! Nein, es ist so, wir müssen uns auf veränderte Le- bensbedingungen einstellen. Ist das alles nur ein Jammern auf hohem Niveau? Ja und nein. Liebgewonnene Gewohnheiten zu ändern fällt jedem schwer, aber nie war es dringender, Gottes Schöpfung zu bewahren, ja sogar vor der Zerstörung zu retten. Natürlich werden wir paradiesische Zustände damit nicht herbeiführen, wenn es sie je überhaupt gegeben haben sollte. Aber es gibt keinen Zwang, die Natur mit Beton zu überziehen; es gibt keinen Zwang, Flüsse zuzubauen, um den letz- ten Quadratmeter Bauland zu gewinnen; es gibt keinen Zwang unsere (Regen-) Wälder für mehr Fleisch abzuholzen! Ehrfurcht vor dem Leben und damit vor Gottes Schöpfung heißt, rücksichts- voll zu handeln und die Natur zu ge- brauchen, aber nicht zu missbrauchen. Wenn im Harz beispielsweise die Sün- den der Vergangenheit – die Bepflan- zung großer Flächen mit der gleichen Baumart, die durch den Borkenkäfer zerstört werden – beseitigt werden, ist das immerhin ein guter Ansatz. Die Lehren daraus zu ziehen, nämlich dass die Schöpfung ihren eigenen göttlichen und damit naturwissenschaftlichen Gesetzen folgt, die wir zu respektieren ha- ben, ist der wichtigste Auftrag für uns. Wir müssen begreifen: „Sich die Erde untertan machen“, wie es in der Schöpfungsgeschichte genannt wird, bedeutet nicht, die Erde auszubeuten bis zum letzten Rest. Wer für die Elektromobilität, eigentlich eine gute Sache, den Planeten umwühlt, um an die seltenen Rohstoffe zu gelangen, hat das Wort „umdenken“ nicht richtig verstanden, denn – wie viele Millionen alter Handys liegen z.B. herum und wie viele wertvolle Rohstoffe enthalten sie! Die Plastikflut weltweit ist unübersehbar. Wie viel wäre gewonnen, wenn allein diese Mengen wieder nutzbar gemacht würden. Kreislaufwirtschaft ist das neue „Umdenken“, das unsere Schöpfung erhält. Ich zähle auf Sie, die Erhal- ter! Manfred Stoppe

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