Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), der Dachverband der evangelischen Landeskirchen, hat vor einigen Jahren den Sonntag „Reminiszere“, also den zweiten Sonntag in der Passionszeit, den verfolgten Christen in der Welt ge- widmet. Das ist in diesem Jahr der 8. März. Im Fokus stehen die Christen in Syrien. Syrien, dieses wunderschöne Land, in dem ich vor rund 20 Jahren selbst einmal war. Syrien mit seiner Hauptstadt Damaskus, in der eine der ersten christlichen Gemeinden gegründet wurde. Syrien, wo viele christliche Konfessionen mit Hunderttausenden von Mitgliedern zuhause waren und noch sind. Unter ihnen sind auch (noch) rund 10.000 evangelische Christen, neben Katholiken und griechisch-, syrisch- oder armenisch-Orthodoxen. Seit fast zehn Jahren tobt hier ein Krieg, dessen Folgen wir nur am Rande spüren und dessen Hintergründe vielfältig sind. Für die Menschen im Lande spielt das keine Rolle: Über sechs Millionen haben das Land verlassen müssen, über sechs wei- tere Millionen sind heimatlos im eigenen Land. Das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Diese Menschen sind auf der Flucht, weil Bomben, Raketen und Granaten ihr Leben bedrohen und vernichten. Hinzu kommt der Terror radikaler Muslime, der die Situation zusätzlich verändert hat: Bis zum Beginn des Krieges konnten Christen im Lande relativ frei leben und ihren Glauben bezeugen. Dass viele von ihnen ausgerechnet in dem Diktator Assad ihren Beschützer sehen, obwohl er zu denen gehört, die ihre Lebensgrundlagen zerstören, ist eine Folge der positiven Erfahrungen, die sie bis dahin machen konnten und die für ein Land im Nahen Osten ungewöhnlich waren. Christliche Hilfsorganisationen versuchen zu tun, was sie können, und das natürlich nicht nur für die Christen im Lande und in den Flüchtlingslagern in den Nachbarländern. Kirchen sind zerstört, ebenso christliche Schulen und christliche Sozialeinrichtungen, die selbstverständlich auch Muslimen offen stehen. Die Verfolgung besteht in einer Not, die Christen mit allen anderen teilen. Die Christen dort aber fragen, wie es um die Solidarität der Christen in anderen Ländern steht – also auch bei uns. Was tun? Hilfe ist möglich, zum Beispiel durch eine Spende für den Fonds „Bedrängte und verfolgte Christen“ des Gustav-Adolf- Werkes. Und was noch geht: sich dem Aufruf der EKD anzuschließen, am Sonntag Reminiszere an die Christen in Syrien zu denken und für sie zu beten. Dafür gibt es ein Heft mit vielen Sachinformationen und Gebetstexten. Haroutune Selimian, Pfarrer der armenischen Gemeinde in Aleppo und der Motor einer umfänglichen Hilfsarbeit im Lande, sieht es so: „Wir glauben daran, dass die Gebete aus dem Herzen der Gläubigen Gottes Barmherzigkeit herbeirufen werden. Und dass Hoffnung, Liebe und Freude ‘dem Feind’ und den Sorgen standhalten werden. Hoffnung, Liebe und Freude mögen nicht die Wunden heilen oder das Leid erleichtern oder den Krieg beenden, aber sie sind der Weg zum Frieden.“
Klaus Fitschen