Ja, die Provence ist wirklich so eine Erinnerung an glückliche Tage, an den Duft von Lavendel, an buntes Markttreiben, an pittoreske Städtchen und an dieses ganz besondere Licht. Wir sind oft in der Provence gewesen, und hier nun meine Eindrücke von einer Reise aus dem Jahr 2009. Unseren ersten Zwischenstopp machten wir in Freiburg im Breisgau. Ein nettes Hotel war schnell gefunden, und es blieb auch noch Zeit, sich in der schönen Stadt ein wenig umzusehen. Gut ausgeruht fuhren wir am nächsten Tag weiter in Richtung Frankreich und erreichten Beaune schon gegen Mittag. Wir suchten uns ein hübsches kleines Hotel in der Innenstadt mit einem entzückenden Garten ringsherum. Beaune gefiel uns wieder sehr gut. Wir waren in den 1980er Jahren schon einmal dort. Wir besichtigten noch einmal das Hôtel Dieu, das alte Hospital mit den großen gepflegten Krankensälen, die schon im 16. Jahrhundert eingerichtet wurden. Beeindruckende Tapisserien und Kunstschätze werden in diesem Museum aufbewahrt, und die alte Klosterkirche der frommen Schwestern wird per Licht- und Toninstallation erklärt. Nach dem langen Marsch durch Beaunes Sehenswürdigkeiten hatten wir uns ein gutes Abendessen in einem winzigen Lokal gegenüber unserem Hotel verdient. Nach einem guten Frühstück fuhren wir am nächsten Morgen auf die „Autoroute de Soleil“ (Sonnen-Autobahn) in Richtung Süden. Als wir nach ca. 60 km an der Ausfahrt „Macon-Süd“ einen Hinweis auf Cluny lasen, bogen wir spontan ab. 20, vielleicht 25 km durch Burgund, und dann waren wir in Cluny, der Stätte, die im Mittelalter zu den wichtigsten und größten der Christenheit zählte. Eigentlich besteht der ganze Ort aus Kirchen der verschiedenen Jahrhunderte und aus Gebäuden, die mit dem kirchlichen Leben etwas zu tun haben. Ein riesiges Areal, verwirrend mit all den vielen Gängen und Mauern, mit den Türmen und alten Gemäuern. Um alles zu sehen, hätte es Tage gebraucht, mit monumentalen Eindrücken fuhren wir nach ein paar Stunden weiter. Die Autobahn gen Süden war für einen Sonntag erstaunlich voll, aber wir kamen ganz gut voran und erreichten gegen Abend unser Domizil für die nächsten 10 Tage, ein kleines, privat geführtes Hotel in einem über 200 Jahre alten früheren Bauernhaus mit einem großen Grundstück und wurden wie immer herzlich begrüßt. Schnell waren unsere Sachen ausgepackt, alles ein bisschen erkundet und dann gab es wie immer das wunderbare Abendessen unter der großen Kastanie, und die Zikaden sangen ihr Lied in der sommerlichen Nacht. Als wir unserer Hotelwirtin sagten, dass wir gern in Aix-en-Provence die Ausstellung „Cezanne und Picasso“ sehen wollen, riet sie uns, gleich am nächsten Morgen zu fahren, da hätten wir wohl die besten Chancen. Und so machten wir uns nach dem Frühstück auf in Richtung Süden, durch die Berge des Luberon nach Aix-en-Provence. Die Ausstellung war im Musée Granet, und wir hatten tatsächlich Glück, dass es nicht so fürchterlich voll war. Cezanne hat ja in Aix-en-Provence gelebt und Picasso hat in einer frühen Phase seines Schaffens sich sehr stark an Cezannes Bildern orientiert. Die Schau zeigte sensationelle Bilder der beiden. Beinahe hätten wir auch noch Glück gehabt, das Schloss Vauvenargue (20 Minuten von Aix entfernt) besichtigen zu können. Wir waren vor Jahren schon einmal dort und hatten das Schloss von außen gesehen. Jetzt wäre eine Besichtigung möglich gewesen, aber die Stieftochter von Picasso, die das Ganze überhaupt managt, lässt nur max. 15 Personen pro Tag hinein. Nun, man kann nicht immer Glück haben. Wir bummelten noch ein wenig durch Aix und kämpften uns dann Stoßstange an Stoßstange zur N7 Richtung Norden durch. Am nächsten Tag fuhren wir nach Gordes, das sind nur wenige Kilometer. Gordes liegt im Sonnenschein dicht an den Berg gekuschelt, das alte Schloss mit seinen Befestigungen hebt sich vom Grün der Bäume ab. Wir ahnten noch nichts Böses, aber offensichtlich hatten alle Provence-Urlauber die gleiche Idee, nach Gordes zu fahren, schließlich war Markttag. Wir fanden aber doch einen Parkplatz weit oberhalb des alten Ortskerns. Natürlich entschädigt so ein südlicher Markt mit seinen unzähligen Ständen für alles.  Hernach nahmen wir die schmale Straße in Richtung Mûrs und dann den Abzweig zur Abbé de Sénanque. Bei jeder Kurve mit Blick auf das schmale Sénanquole-Tal mit der grauen Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert, eingebettet in Lavendelfelder und umrahmt von grauen Felsen, die nur hin und wieder Baumwuchs zulassen, dachten wir an unsere ersten Besuche in der Abbé de Sénanque, wo wir fast die einzigen Besucher waren. Bei der letzten Kurve verschlug es uns den Atem: Autos und nochmal Autos, und dann kam noch ein großer Bus, schüttete seine Insassen aus, um dann durch das grüne Eisentor auf den inneren Parkplatz der Abbé zu gelangen. Und steckte tatsächlich fest. 20 Leute gaben der entnervten jungen Busfahrerin gute Ratschläge, aber es ging nur hin und zurück und nicht weiter. Uns sprach ein deutsches Pärchen an, ob wir in Richtung Gordes zurückfahren, wo ihr Auto steht. Sie waren zu Fuß gekommen, und der Wanderweg mit angegebenen 5 km sei sehr schlecht gewesen. Wir wollten aber in die Gegenrichtung. Da sie gut zu Fuß waren, schenkten wir ihnen nur eine Flasche Wasser und verabschiedeten uns herzlich. Wir fuhren nach Mûrs und genossen die Ruhe dort wie eine Oase. Durch die hügelige Landschaft fuhren wir an Olivenbäumen, Gemüse-, Sonnenblumen- und Lavendelfeldern vorbei und kamen im großen Bogen zurück zum Hotel. Ein paar Tage später fuhren wir zu den Mines de Bruxes, das sind alte Stollen in den Ockerbrüchen, die seit 2007 mit Hilfe von EU-Mitteln der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Mit Führung können max. 18 Personen auf einmal durch die unterirdischen hohen Gänge, so hoch, dass sie an Kathedralen erinnern. Danach waren wir im Ocker-Konservatorium, einer alten Ocker-Verarbeitungsstätte. Von dort ging es weiter nach Roussillon, und auf dem Sentier des Ocres (Ockerweg) ließen wir uns von den Farben der Ockerformationen berauschen. Zurück im Hotel musste man schon sehr lange und gründlich duschen, damit die Ockerfarbe verschwand. Am nächsten Tag wollten wir mal „Lavendel satt“ sehen. Wir fuhren in Richtung Apt, bogen wie am Vortag bei Chêne ab und dann in Richtung Saturnin-les-Apt. Schon ab da blühte es links und rechts in allen Lavendel-Schattierungen. Über die Hochstraße ging es hinauf nach Sault. Immer wieder machten wir Halt, um die gigantische Aussicht zu genießen – graue Felsen, graugrüne Steineichen, hin und wieder gelber Ginster und tief im Tal Lavendelfelder. Sault ist zwar beliebt bei den Touristen, aber nicht überlaufen. Wir besichtigten die alte Kirche mit ihrem romanischen Aussehen und dem gut erhaltenen Tonnengewölbe – begonnen wurde der Bau um 1100, große Umbauten dann im 16. Jahrhundert. Von Sault aus fuhren wir nach Aurun in Richtung Norden, genau wie im Guide Michelin vorgeschlagen. Ein zauberhaftes Städtchen oben auf einem Berg – hell leuchtete es in der Sonne. Vier junge Frauen (sie sprechen Französisch) kamen mit 2 Maultieren, mit Gepäck bepackt, in den Ort. Sie waren offensichtlich auf Wandertour und passten so wunderbar in diese malerische Umgebung. St. Remi-de-Provence wollen wir unbedingt noch einmal wieder besuchen, für mich eines der schönsten Städte der Provence. Am Fuße der weißgrauen Felsen der Alpillen gelegen, war es schon zur Römerzeit eine begehrte Stadt. Davon zeugen auch die wenige Kilometer weiter gelegenen Überreste der Römerstadt Glanum mit seinem riesigen Ausgrabungsfeld. Wir bummelten jedoch durch St. Remis mit seinen alten und neuen schönen Gemäuern, den vielen Blumen, Bäumen und Brunnen. Die Oleanderhecken schwelgten in allen Rottönen im Sonnenlicht. Am nächsten Tag ging es nur wenige Kilometer weit, und wir waren in Cavaillon. Auch Cavaillon wurde schon von den Römern besiedelt, selbst ein TriumphTor ist noch vorhanden. Und es gibt noch andere Besonderheiten. In Cavaillon steht die zweitälteste Synagoge Frankreichs. Das Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert, genau wie die Straße davor – am Anfang und am Ende mit Torbögen, die in früheren Jahrhunderten wirklich Tore hatten, denn auch damals wurde schon von Ghetto und „Cartier Juif“, also Judenviertel, geredet. Im 18. Jahrhundert wurde die Synagoge restauriert und dem neuen Stil, dem Barock, angepasst. Ich habe schon an verschiedenen Orten Synagogen besucht, aber eine in den blau-gelben Farben der Provence, mit barocken Ausschmückungen, mit Gold und Rosenmustern, ist einmalig. Hier will ich meinen Reisebericht beenden. Es gibt noch so viele schöne Orte in der Provence, aber natürlich überall auf der Welt.
                                                       Monika Seidel

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