Wer war Junia? Sie taucht einmal in der Bibel auf, im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom. Dort wird sie zusammen mit einem Mann genannt: „Grüße Andronikus und Junia, sie ragen heraus unter den Aposteln …“ Über lange Zeit, 1200 Jahre lang, war es keine Frage, dass zu den Aposteln, den Menschen, die in besonderer Weise berufen waren, den Glauben weiterzutragen, Männer und Frauen gehörten – von Maria Magdalena wird sogar gesprochen als der „Apostelin der Apostel“. Doch dann – im 13. / 14. Jahrhundert – wurde Junia ihres Namens und ihres Geschlechts beraubt. Den damaligen Kirchenvätern war es unvorstellbar, dass eine Frau in einer führenden Position als Apostelin der Gemeinde vorstehen sollte. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf wurde aus dem weiblichen Namen Junia durch eine kleine Ergänzung der offenbar männliche Name Juni*as.* Über 800 Jahre lang war dies Konsens unter den Theologen. Martin Luther betonte in seiner Bibelübersetzung sogar durch einen Artikel die männliche Form: „Grüße den Andronikus und / den/ Junias…“

Erst vor 45 Jahren konnte die Theologin Bernadette Brooten den Textfehler nachweisen und Junia ihren weiblichen Namen wiedergeben. Es dauerte dann noch bis 2016 / 2017, bis wir die ursprüngliche, richtige Version in unseren aktuellen Bibeltexten (Einheitsübersetzung bzw. Jubiläumsau- sgabe der Luther-Bibel) lesen konnten. Nach den theologischen Erklärungen und Ermahnungen schließt Paulus den Brief an die Römer mit Grüßen an die Gemeinde. Und dieser Text hält Überraschungen bereit: Viele Gemeindeglieder der jungen christlichen Urgemeinde in Rom werden mit Namen und mit ihren Tätigkeiten genannt – lesen Sie selbst einmal diese Grußzeilen: Römer 16, 1 – 16

Dr. Ina Helmstädter-Rösner

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