Es beginnt mit einer Weltpolitik. Die Volkszählung unter Kaiser August bringt die Menschen in Bewegung, und doch wird am Ende der Fokus auf ei- nem Wunder liegen, das die Welt viel mehr bewegt als alle Politik der Welt: die Geburt eines Kindes. Kinder verändern die Welt; sie bringen Menschen zum Lächeln, sie lassen Karriere und gesellschaftlichen Status vergessen. Stundenlang kann man kleinen Kindern zuschauen. Das erste bewusste Lächeln, die glucksenden Geräusche eines zufriedenen Babys, das erste bewusste Lächeln, die ersten Schritte, die ersten Worte und Sätze. Eltern wissen davon zu berichten, dass genau dieses Erlebnis das wichtigste ist.
Der Evangelist Lukas beginnt mit der Weltpolitik, aber schon bald wird Bericht über das alltägliche Wunder gegeben – detailliert, fast wie ein verlangsamendes Moment mitten in der Hektik des Alltags: „Sie gebar, sie wickelte es in Windeln, sie legte es in eine Krippe…“ Die Fürsorge der Mutter für ihr Kind wird genau das sein, was das Leben ausmacht! Gott will mit uns in einer Reihe stehen; Gott findet sich in diesen Alltäglichkeiten, die das Leben ausmachen. Gott geht mit uns durch dieses Leben und weiß um alles Menschlich-Allzumenschliche! Das ist die Botschaft der Weihnacht. Genau weil Gott auch die Tiefen des Menschseins kennt, werden alle Hoffnungen und Versprechungen auf Heilung und Heil glaubwürdig, berühren sie die Menschen. Wer in einem Stall groß wird, auf der Flucht ist spricht nicht nur so daher, wenn es darum geht, Trost zu geben, wo andere keine Worte finden…
Die Sehnsucht nach echtem Trost, nach glaubwürdigen Hoffnungsbildern setzt auch all diejenigen in Bewegung, die sich mit ihrem Leben schon arrangiert und eingerichtet haben; sie erhalten neue Kraft! Die Hirten werden durch die Worte der Engel – der Boten Gottes – in Bewegung gebracht. Sie erfahren eine Enttäuschung, als sie in Bethlehem im Stall ankommen. So hatten sie sich den Retter gewiss nicht vorgestellt, der die Lebensumstände so vieler Benachteiligter verändern sollte… Die Erwartung und das Bild passen nicht zusammen. Manchmal ist Enttäuschung heilsam; zumindest ist es die Befreiung der Täuschung- der selbst gemachten Bilder von einer Person oder einer Sachlage. Und so manches Mal ist Neue viel wirksamer, heilsamer als alles selbst Erdachte… – So auch hier. Die Bodenständigkeit des Retters – so nahe am Menschen – berührt, dass sie nur eines können: anbeten. Staunen wie ein Kind, berührt sein, vielleicht sogar schweigen vor… ja, vor wem? Vor dem, nach dem wir uns sehnen: Den Immanuel – Gott mit uns in einer Reihe!
Frohe Weihnachten!