Krieg, Armut, Hungersnöte, Seuchen, Klimawandel: Allein eines dieser Stichworte würde reichen, um seitenweise über die Schwierigkeiten der Menschen in heutiger Zeit zu berichten. Wo also anfangen? Manch einer wird jetzt einwenden: Nur keine Übertreibung, das gab es doch schon immer. Sicherlich, die Armut in weiten Teilen der Welt und die damit verbundenen Hungersnöte haben wir achselzuckend hingenommen. Uns in den reichen Ländern betraf es doch nicht. Seuchen waren für uns Europäer eigentlich auch kein Thema mehr. Hygiene und weitreichende Impfungen haben die Lebenserwartung so hoch wie noch nie in der Geschichte der Menschheit geschraubt. Wie steht es um die Kriege? Irgendwo auf der Welt wurde schon immer gekämpft, sei es um die Freiheit oder – viel schlimmer – um den Machterhalt irgendwelcher Cliquen. Kriege schienen weit weg zu sein – der jahrzehntelange Vietnamkrieg ist nur noch den Älteren in Erinnerung, und die Balkankriege der 1990er Jahre sind ebenfalls längst abgehakt. Und wer erinnert sich noch an die Ölkrise der 1980er Jahre? Alles scheint längst vergessen. Dann kam „Corona“ mit all den notwendigen Einschränkungen! Und – haben wir es doch gemeistert, die Krankheit in den Griff bekommen. Wirklich? Der Alltag nicht nur der Betroffenen hat sich dennoch verändert. Vorsicht ist halt immer noch angebracht, denn aus dem Familien- und Freundeskreis ist zu hören, dass dieser und jene erkrankt ist – trotz der Impfungen!
Schließlich, als sei dies alles nicht genug, haben wir es zusätzlich mit dem Krieg in der Ukraine zu tun, einem Krieg, der mutwillig von ei- nem Machtbesessenen angezettelt wurde, um nicht nur vermeintlich russisches Land zu gewinnen, sondern um ganz Europa in den Abgrund zu reißen und daraus Profit zu schlagen. Die unmittelbaren Folgen sind Tod und Leid für Zigtausende Ukrainer, aber auch für die russischen Familien, wenn die Särge heimkommen. Die mittelbaren Folgen treffen uns alle. Die Preise für Energie sind derart geklettert, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie sich ein warmes Zuhause leisten können. Auch wenn es niemand mehr hören mag und als religiöses Geschwätz von Wenigen abtut, Gottes Wille ist das nicht! Der Einwand, dass es derlei in der Geschichte schon immer gab, ja schon in der Bibel von Krieg, Gewalt und Hunger die Rede ist, zieht nicht. Denn wer „schreibt“ Geschichte? Es sind die Menschen, denen Gott den freien Willen gegeben hat, Gutes oder Böses zu tun. Und der rote Faden von Krieg und Gewalt zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte!
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt die Geschichte so hin gemäß dem Motto: „Es war und ist eben so, wie es ist.“ Oder man tut sein Bestes, um Geschichte vielleicht doch ein wenig zu verändern. „Die da oben machen doch, was sie wollen.“ – Ein gern wiederholter Satz! Aber müssen „die unten“ alles ertragen oder, was viel schlimmer ist, mitmachen? Natürlich kann der Einzelne nicht gegen Waffen anrennen, wenn er oder sie nicht verblendet ist. Aber Widerstand gegen das Böse zu leisten, ist Christenpflicht. Manchmal sind gute Waffen leider notwendig, aber genauso notwendig ist die Einsicht, dass sich das bisherige eigene Leben ändern muss. Nun ist es aber so, dass unser Europa eine derartige Krise noch nicht erlebt hat, die alle bisherigen Krisen übertrifft. Das damalige Sonntagsfahrverbot ist geradezu lächerlich angesichts der heutigen Kraftstoff- preise! Also muss ich beispielsweise mit dem teuren Benzin haushalten, muss überlegen, was ich mir leisten kann, ob jede Fahrt sinnvoll ist. Ich muss mir überlegen, ob ich die Heizung gedankenlos bullern lasse, oder ob und wo ich sparen kann. Es bleibt eine Herausforderung zu bedenken, wie ich mich sparsam und dennoch gesund ernähren kann. Natürlich bleibt der Staat in der Pflicht zur Nächstenliebe, wenn es darum geht, das Überleben des Volkes zu schützen.
Aber genauso steht jeder Bürger in der Pflicht, das Seine dazu beizutragen und Verzicht zu üben. Verzicht ist für viele Menschen ein Fremdwort geworden, die in eine Überflussgesellschaft hineingeboren wurden. Verzicht heißt, dass es nicht immer weiter nach oben geht, sondern dass wir froh sein müssen, wenn wir unsere gewohnte Lebensweise mit einigen Einschränkungen fortführen können. Dankbarkeit für das, was wir noch haben – und nicht Fluch über die vermeintlich verlorene Bequemlichkeit! Die Welt nach besten Kräften wieder auf gesunde Füße stellen, das ist die Herausforderung unserer Zeit. Aus christlicher Verantwortung den Eigennutz zu beschränken; den Menschen beizustehen, die es nötig haben; das materielle Wohlergehen zu überprüfen – kleine Dinge, die unseren Alltag ändern und dazu beitragen, dass die „Zeitenwende“ erträglich wird – das ist das Gebot der Stunde. Die Hoffnung nicht verlieren, dass auch der Böseste (früher nannte man ihn den Teufel) nicht siegen wird. Glaube, Liebe, Hoffnung – das meinte schon der Apostel Paulus, müsse das Lebensmotto sein. Fangen wir im bescheidenen Kleinen an, die- sem Motto zu folgen. Viele kleine Tropfen Zuversicht, das sollte uns das Jahr 1989 gelehrt haben, können zu einem mächtigen Wasserfall werden, der auch Berge stürzen lässt. Fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr! – ein gewagter Wunsch? Manfred Stoppe