„Segensreiche Ostern!“ rufe ich Ihnen zu! Nun werden Sie sagen: „Erstens haben wir in diesem Jahr davon wenig mitbekommen, zweitens ist Ostern längst vorbei.“ Ja, dieses Jahr war und ist ein ganz besonderes Ostern und Pfingsten: Mitten in eine Ausnahmesituation, die wir uns nie hätten träumen lassen, kommt die Botschaft von Hoffnung und Leben. Wie haben Sie diese Wochen verbracht? Die ersten Tage des Versammlungsverbotes waren vielleicht auch eine neue geschenkte Zeit der Ruhe und Stille; so viel Zeit – dazu das Wetter, das uns die Sonnenstrahlen des Frühlings und die Blüte in voller Pracht schenkte. Die Natur erholt sich nun vom Menschen.
Die äußere Ruhe war für viele jedoch auch mit innerer Unruhe verbunden. Die Neuorganisation des Lebens, „Home-Office“ mit allen Vor- und Nachteilen; und dann die Kurzarbeit, die Kündigung im schlimmsten Fall, die Sorge um den eigenen Betrieb, die Existenzsorgen und finanziellen Nöte. Nicht alle haben ein Haus und Garten. Wie ist die Situation der Familie, die auf dichtem Raum miteinander„auskommen muss“ – und das auf langen Zeitraum ohne die äußere Struktur von Kita, Schule, Beruf…? Die schönen kirchlichen Feste, die Gottesdienste gerade zu Ostern waren nicht möglich, sowie die Konfirmationen, die Taufen und Trauungen… Bei aller äußeren Ruhe (die Straßen leer, der Himmel klar) begleitet viele von uns die innere Unruhe und Sorge vor Ansteckung oder gar die Sorge um Angehörige. Ich habe in den letzten Wochen viele Menschen begleitet, die sehr darunter litten, ihre Angehörigen auf den Stationen und in den Seniorenheimen nicht besuchen zu können; im schlimmsten Fall war sogar ein Abschied nicht möglich und die Beisetzungen nur im ganz kleinen Kreis… Ich denke an alle, die im Einsatz auf den Stationen der Krankenhäuser und auch in den Pflegeheimen sind. Ich danke allen, die im sozialen Netz durch ihren Einsatz ihren Dienst am Menschen tun; allen, die in unseren Gemeinden auf vielfältige und kreative Weise Menschen die Botschaft Gottes in die Häuser bringen und Menschlichkeit leben durch Vernetzung, Anrufe, E-Mails, Einkäufe für andere etc. In diesen Zeiten haben viele von uns mehr Zeit zum Nachdenken über das wirklich Wichtige im Leben gehabt. Was ist wirklich wichtig, was ist notwendig? Was ist Glück? Und letztlich auch die Frage: Welche Verantwortung ist für uns im Umgang mit der Umwelt versäumt worden? Ostern und Pfingsten in diesen Zeiten, die unser Leben so sehr verändern… Ich kann den Auferstandenen nur vom Kreuz her begreifen. So wie uns Trost nur von der Person zugesprochen werden kann, die weiß, was Leid eigentlich bedeutet, so bündelt sich für mich alle Glaubhaftigkeit der Auferstehungsbotschaft fass- bar, sichtbar am Kreuz. Unser Gott ist an unserer Seite, mit uns in einer Reihe, leidet mit uns, weint mit uns, lässt sogar seinen eigenen Sohn am Kreuz das „Warum?“ formulieren, das vielen Menschen auf ihren Lebenswegen auf der Welt in unglaublichem Leid auf den Lippen liegt. Nicht alles können wir verstehen, manches erschließt sich erst im nach hinein. Der Ostermorgen und das leere Grab, von dem die Frauen durch den Engel, den Boten Gottes, in den Lebensalltag zurückverwiesen werden, weil der scheinbar Tote bei Gott lebt und ihnen im Leben hier schon verwandelt nahe ist, …das alles lässt sich nicht von jetzt auf gleich begreifen. Die vielen kleinen Auferstehungen mitten im Leben und das Wirken des Heiligen Geistes werden uns oft erst im nach hinein beim Rückblick auf unsere Lebenswege deutlich. Das Herz und die Seele brauchen Zeit, um den Wundern Gottes in unserem Leben „hinterher zu kommen“. Aber es gibt sie, die kleinen Wunder – auch in dieser Zeit der Pandemie! Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir diese kleinen Auferstehungsahnungen schon hier und jetzt durch Momente des Glücks und der geschenkten Hoffnungszeichen gerade in diesen Zeiten erfahren. „Christus wirkt und ist erfahrbar im Menschen neben Dir.“ Ostern dauert übrigens 50 Tage – und darüber hinaus ist der auferstandene Christus immer an Ihrer Seite. Das Pfingstfest liegt hinter uns, aber das Wirken des Heiligen Geistes bleibt. Seien Sie behütet und bleiben Sie hoffnungsvoll und lassen Sie uns alle weiterhin diszipliniert und verantwortungsvoll miteinander umgehen.
Ihre Pastorin Birgit Rengel
Tel: 05351-399052
Die Auferstehungsbotschaften in der Bibel sind nachzulesen: Markusevangelium 16,1-8, Matthäusevangelium 28,1-10 . Die wunderbare Emmausgeschichte: Lukasevangelium 24,13-35;
Die Erscheinungen des Auferstandenen: Johannesevangelium 20 und 21