Erinnern Sie sich noch an unseren Schaukasten mit dem Sommermotiv? Nur ein Fußabdruck und die logische Frage: Warum sehe ich nur einen Fußabdruck  statt  der normalerweise zwei? Die Antwort gebe ich mir prompt: Das Bild schummelt. Oder der Mensch humpelt – wie auch immer. Wenn wir etwas auf Anhieb nicht erklären können, basteln wir uns eine Antwort zurecht, die anscheinend zutrifft. Wie viele Fotos werden in den Medien heutzutage manipuliert … Wenn das Foto aber doch echt ist? Ich grüble länger darüber nach und finde eine Lösung: Da ist jemand am Bein verletzt und wird von einer anderen Person gestützt. Aha, so dumm bin ich gar nicht! Warum ist mir der Sachverhalt nicht gleich eingefallen? Doch Fragen bleiben: Wer stützt hier wen? Wer ist hier stark und wer bedürftig? Folgen wir dem Gedanken weiter, dann handelt es sich tatsächlich um einen „barmherzigen Samariter“ – also einem Menschen, dem der Zustand seines Nächsten nicht gleichgültig ist, so wie er in dem Gleichnis in der Bibel (Lukasevangelium Kapitel 10,25–37) beschrieben wird. Beispiel für dieses mitmenschliche Verhalten gibt es zuhauf: Kriegskameraden, die einander helfen; Unfallzeugen, die den Opfern beistehen; Menschen, die in Corona- Zeiten aus Nächstenliebe Übermenschliches geleistet haben und noch immer leisten; und nicht zuletzt Eltern, die ihre Kinder auf dem Weg ins Leben (unter-)stützen. Letzteres zeigt, dass nicht nur das humpelnde Bein Hilfe benötigt, sondern der ganze Mensch.

Wie oft sind wir folglich getragen worden??? Wir wissen es nicht, wenn wir ehrlich zu uns sind. Wie viele Menschen sind uns in unserem Leben schon begegnet, die uns durch ein aufmunterndes Wort „getragen“ haben und damit unser Sein erträglicher gemacht haben. Menschen, die ohne viel zu fragen zugepackt haben, wenn eine Situation für uns unerträglich war. Wo liegt bei allen, von denen eben die Rede war, die Motivation zu helfen, also der Grund einzugreifen und uns zu stützen? Bei einer Befragung würden wir über-rascht feststellen, dass es fast nur über-einstimmende Antworten gibt: Das macht man doch! Das bin ich Dir (meinem Nächsten!) doch schuldig! Ich kann Dich doch nicht im Regen stehen lassen! Dass hierbei ein „göttlicher Funke“ von ihnen Besitz ergriffen hat, ist den Wenigsten bewusst. Klingt auch ein bisschen schräg: göttlicher Funke! Aber so ist es, wenn es zum Schluss des Textes von M. Fishback Powers, einer kanadischen Kinder-und Jugendbuchautorin, heißt: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“ Wir werden als „Kinder“ begriffen, denen geholfen wird. Da kann –wenn mit dem Wort „Kind“ alle Altersgruppen gemeint sind –nur Gott gemeint sein, ein höheres Wesen, welches weiß, was uns guttut und was nicht. Ja aber, kann man einwerfen, das glaube wer will, es geschieht so viel Schlechtes in der Welt. Wenn es so wäre, dürfte kein Krieg, keine Gewalt und keine Armut sein. Gegenfrage: Wer ist denn für Krieg, Gewalt und Armut verantwortlich? Gott oder die Menschen? Wer der Meinung ist, dass man sich nicht darum kümmern muss, wenn hilflose Kinder misshandelt werden, dem fehlt jener göttliche Funke vollends. Einander tragen ist das Funda-ment jeglicher Solidarität sowohl im politischen Bereich als auch im persönli-chen Miteinander der Menschen. Niemand kann allein leben, weder im Sinne von Isolation noch im Sinne eines ausgeprägten Egoismus. Ganz besonders das egoistische Verhalten galt Jahrzehnte lang in der Gesellschaft als akzeptiert: Schaut, der erfolgreiche Manager oder der arrogante Spitzenfußballer, dem man sein Gehabe gerne verzieh, wenn er denn nur viele Tore schießt. Personen, die sich von der gesellschaftlichen Mitte verabschiedet hatten in ihre eigenen Sphären, galten als Vorbilder für die Jugend. Man möge nur einmal Schülerinnen und Schüler fragen, was ihre Zukunftswünsche sind: Fußballprofis, Models oder Youtuber sind ihre Idole, denen sie nacheifern. Und dann kommt das fiese Virus, das den Egoismus –nicht die redliche Strebsamkeit ist gemeint –behindert. Keine Partys, keine Reisen –stattdessen Masken tragen! Für junge Menschen, die sich gern vielfältig ausprobieren, ist es in der Tat ein Schlag ins Gesicht. Und doch –es gibt sie, die Jugendlichen, die einander im Homeschooling helfen, die für ihre Großeltern einkaufen gehen und einsehen, dass das Tragen der Maske besser ist als zur möglichen Virenschleuder zu werden. Getragen werden, einander tragen in Verantwortung und Solidarität (Nächstenliebe), das ist Ausdruck dieses göttlichen Funkens, der uns innewohnt und den – leider –zu viele nicht in sich entdecken. „Einer trage des Anderen Last“ –das Jesuskind in der Krippe, es ist geboren, um uns stets daran zu erinnern. Es war und ist kein Idol, sondern sei uns ein Vorbild! Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Manfred Stoppe

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