Liebe Gemeinde! „Sonntagsschön“, so lautet die Überschrift eines Plakates zur Stärkung der Sonntagsruhe. Und dann wird aufgelistet, was alles den Sonntag schön macht. Hoffentlich auch der Got- tesdienst! Ich stelle mir den Gottes- dienst wie einen Besuch vor. Man klin- gelt an der Tür; dort steht das Namens- schild. Der, der einlädt, stellt sich vor. So beginnen wir den Gottesdienst „im Namen des Vaters uns des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Die Begrüßung: „Kyrie eleison“(griechisch) ist der ur- sprüngliche Begrüßungsruf für den Kö- nig, aber auch die Bitte „Erbarme dich.“ Der Gastgeber (Gott) fragt, wie es geht, was los ist. Man erzählt sich alles vonder Seele und sagt: „Bitte hör mir zu“/ Kyrie, eleison (Erbarme dich). Und dann schließlich: „Danke, dass Du so viel Geduld hast“ (= Gloria: Ehre sei Gott). Nun möchte man hören, was der Gastgeber zu all dem denkt und wel- chen Rat er hat, um die nächste Woche bestehen zu können oder mit dem einen oder anderen Problem fertig zu werden. Der Rat Gottes, also Gottes Wort, das sind die Lesungen – aus dem Alten und Neuen Testament und die dazugehörige Deutung auf jetzt und hier, die Predigt. Jeder Sonntag hat seine Bedeutung im Kirchenjahr und die vorgeschriebenen Lesungen, die aus dem Lektionar vorgetragen werden. Und wenn der „Rat“ erfolgt ist, sagt vielleicht der Gast: „Da hast du recht, das nehme ich so für mich mit.“ Das ist das Glaubensbekenntnis, nämlich die Antwort auf Gottes Wort.

Ein guter Gastgeber stellt auch immer etwas auf den Tisch, denn Hören und Gespräch sind wichtig, aber auch Stärkung an Leib und Seele. Für uns ist es das Abendmahl, und die Stärkung ist Christus selbst: in Brot und Wein/Saft der Traube kommt er heilend, stärkend, alles mittragend und mitleidend in unser Leben. Die Stärkung geschieht übrigens immer in Gemeinschaft. Man kann sich den Trost ja auch nicht selbst zusagen. Schließlich: Bei aller Stärkung für uns selbst sind wir Christen immer auch in Verantwortung für die Welt. Wir kreisen hoffentlich nicht um uns selbst. Nun denken wir an die, die unsere Gebete, auch unsere Hilfe und Gottes Beistand nötig haben:Kranke, Einsame, Traurige,…; wir nehmen die aktuelle Weltsituation in den Blick. Das ist das Fürbittengebet, das im Vater unser (dem eigentlichen Tischge- bet vor dem Abendmahl) gebündelt wird, denn unser Gastgeber ist für uns wie ein liebender Vater; wir sind somit letztlich im Gottesdienst nicht „zu Gast“, sondern kommen „nach Hause zum Vater.“ Manchmal muss man fürandere, die aus verschiedenen Gründen keine Worte finden, beim Vater vorsprechen wie Geschwister, die manchmal bei den Eltern füreinander sprechen. Wie die Begrüßung, so ist auch jeder Abschied von einem Ritus begleitet. In unserem Land geben wir uns die Hand, wie auch bei der Begrüßung, oder werden vom Vater und der Mutter umarmt. Der Abschiedsritus im Gottesdienst ist der Segen. Die Handhaltung des Liturgen ist eine „Sammelgeste“ für viele Einzelsegnungen. Eigentlich müsste er/sie zu jedem einzelnen Gottesdienstbesucher gehen und die Hand auf den Kopf legen, denn der Segen ist die Geste des Beschützens, sozusagen dass nichts auf den Kopf fallen möge, dass man sich nicht stoße so wie Eltern oft die Hand auf den Kopf des Kindes schützend legen; zur Geste gehört immer auch ein gutes Wort. Wir borgen uns die Worte von Aaron (Bruder von Mose), die er zu seinem Volk Israel vor der langen Wüstenwanderung in die Freiheit sagte. Es sind Worte, die deutlich machen, wie wunderbar gut väterlich Gott uns ansieht: liebevoll, mit hellem Angesicht (nicht finster!), aufschauend und uns anschauend! Wie oft wer- den Menschen übersehen… – bei Gott nicht! Die schlimmste Strafe für Kin- der ist es, wenn Vater oder Mutter sie ignorieren. Das ist Seelenfolter! Gott schaut uns liebevoll an! Würdigend! Mut machend – in Wort und Tat – werden die „Kinder“, die zu Besuch gekommen sind oder „nach Hause“ gekommen sind, nun wieder „in die Welt“ , in den Alltag und die Aufgaben entlassen. Und so lautet also der „Aufwiedersehensgruß“ des Gastgebers am Ende des Besuches an der Tür wie folgt: „Der Herr segne Dich und behüte Dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.“ … AMEN – sagt der nun gehende Besucher/das gehende Kind. Amen (hebräisch): „So ist es. Ich bin mir gewiss. So ist es, wenn Gott das sagt! Ich vertrau meinem Vater.“ Übrigens: Wir feiern Gottesdienst am Sonntag, weil es der erste Tag der Woche ist, weil es unser Ruhetag ist und weil wir uns immer an den Ostersonntag erinnern. Jeder Sonntag ist „Klein-Ostern“. Von „Klein-Ostern“ aus schauen wir auf die vor uns liegende Woche mit allen Bürden, Aufgaben, Herausforderungen. Wir schauen von der Auferstehung, dem Sieg Christi über alles, was unser Leben krank macht, bedrängt, belastet, auf das, was uns zusetzt. Der Sieg ist schon da, bevor wir überhaupt beginnen, uns Sorgen zu machen. Kein Grund also zur Furcht vor irgendwem oder irgendwas! Sonntagsschön! Ich freu mich auf Sie im Gottesdienst! Haben Sie ein gutes, gesegnetes und behütetes neues Jahr!

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