Des Öfteren wurde ich schon gefragt, woher ich denn meine Ideen zum Schreiben der Gemeindebriefartikel hernehme.Manchmal genügt dabei bereits die Lektüre der Zeitung. So fand ich zufällig den Artikel von Daniel Schreiber, dem Autor des Buches „Zeit der Verluste“. Im Wesentlichen geht es ihm darum, dass „viele von uns die Gewissheit verloren (haben), dass wir einer lebenswerten Zukunft entgegenblicken.“ (Braunschweiger Zeitung vom 17.11.2023). Ist dem wirklich so?

Wenn man den gegenwärtigen Kriegen im Nahen Osten und der Ukraine ebenso hilflos zusehen muss wie auch den teilweise dramatischen Klimaveränderungen und den brodelnden Vulkanen in Island und Süditalien, kann man durchaus auf „Endzeitgedanken“ kommen. Die griechische Bibelübersetzung nennt es die Apokalypse, übersetzt etwa mit „Gottes Gericht, Jüngstes Gericht“ oder gar „Weltuntergang“. Um allen Aussagen dieses biblischen Textes gerecht zu werden, fehlt an dieser Stelle der Platz, und wie ich zugeben muss, mein tieferes Wissen. Dennoch wird der Begriff vielfach verwendet, um auf die schwierige Weltlage sowohl im politischen als auch im klimatischen Bereich hinzuweisen. Bleiben wir also bei den Fakten. Die politische Diskussion dreht sich im Wesentlichen um zwei Pole: Kann sich Deutschland wirtschaftlich behaupten, so dass alle Menschen in diesem Lande ein vernünftiges Auskommen haben? Und kann das Land seine Demokratie gegen alle Feinde behaupten? Die gute Nachricht ist, dass es noch nie so viele Menschen in Arbeit gab wie zurzeit. Also kann nicht so viel schieflaufen, wie manchmal behauptet wird. Zugegeben, nicht alle verdienen so viel wie sie gern möchten. Aber Hunger kennt das Land nicht. Viel wichtiger ist die Frage, welche Gesellschaft wir wollen. Auch wenn immer wieder von Ungerechtigkeit und unfähigen Politikern die Rede ist, so muss man Folgendes bedenken: Die Sache mit der Gerechtigkeit beginnt bei jedem Einzelnen im Alltag. Wer schummelt, sich auf Kosten anderer bereichern will, Gesetze umgeht, muss dafür bestraft werden. Dabei ist es egal, ob die Strafe den „normalen“ Bürger betrifft oder einen politisch Verantwortlichen. Und wer sich in der Politik redlich bemüht, für die Menschen da zu sein, egal ob im Gemeinderat oder im Bundestag, verdient unsere Anerkennung und unser – Vertrauen. Ein großes Wort, aber der „Kitt“ des Zusammenlebens.

Parteien, Politiker, die dieses Vertrauen missbrauchen, nur um an der Macht zu bleiben oder an die Macht zu kommen, dürfen nicht gewählt werden! Missbrauch der Macht darf keine Zukunft haben, weder in unserem Land noch sonst irgendwo! Viel schwieriger ist es mit dem Kampf um ein lebenswertes Klima, das es zu erhalten gilt. Natürlich sind wir machtlos, wenn Vulkane ausbrechen, die Sonne unbarmherzig auf trockene Felder brennt oder Regenfluten ganze Landstriche unter Wasser setzen. Aber wenn man bedenkt, wie viel die Menschen dazu beigetragen haben, kann man ihnen auch zumuten, Lösungen zu finden, die der ganzen Erde zugutekommen. Abholzung der Regenwälder, der grünen Lunge unseres Planeten, Überfischung der Weltmeere, Ausrottung der lebenswichtigen Insekten: das sind nur drei beliebige Beispiele, die unser Klima und unsere Umwelt nachhaltig verändert haben und immer noch zum Schlechten verändern. Der göttliche Schöpfungsgedanke wird hier mit Füßen getreten, oder weniger religiös formuliert: das ökologische Gleichgewicht wird nachhaltig geschädigt. Natürlich wird oft eingewendet, Klimaschwankungen habe es schon immer gegeben und der Beitrag des Menschen sei dazu viel zu gering. Jeder Naturwissenschaftler wird dem sofort widersprechen, denn die Fakten sind zu eindeutig. Auch hier ist bloße Angst fehl am Platze, Angst verändert den Zustand nicht. Es gilt das Gleiche wie im Politisch-Mitmenschlichen: Vertrauen in die Möglichkeit, die Lebensbedingungen (wieder) zum Guten zu verändern, Fachleuten – auch politisch – die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen zum Wohle der Menschheit einzusetzen. Eine unendlich schwierige Aufgabe, die den innewohnenden Egoismus von Politikern und Staaten berührt. Aber auch hier gilt, der stete Tropfen höhlt den Stein. Nicht nachlassen, um den Druck auf die Verantwortlichkeit weltweit aufrechtzuerhalten.

Insofern ist „Friday for future“ ein wichtiger Impuls, sind Demonstrationen unverzichtbar, um unsere Zukunft und unsere Gesellschaft im Ganzen (über-)lebenswert zu erhalten. Und zu guter Letzt – Zigtausende setzen sich bereits dafür ein, in ihren Berufen wie auch im Ehrenamt, um dieses Ziel zu erreichen. Sie voller Vertrauen zu stärken, – auch durch christlichen Zuspruch sowohl im Gebet wie im kirchlichen Handeln – muss unser aller Ziel sein. Nachtrag: In der Holocaust-Gedenkveranstaltung im Bundestag am 31. Januar sprach der ehemalige Fernsehreporter Marcel Reif über das Leid seines Vaters im Konzentrationslager und endete mit dem Satz, den sein Vater ihm mit auf den Lebensweg gab: „Sei ein Mensch.“

Manfred Stoppe

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