Buchtipps von unserem Buchclub

Buchempfehlung „28 Tage lang“

Liebe Leserinnen und Leser, der Buchclub – das sind sechs begeisterte Leser, die sich in unregelmäßigen Abständen treffen, um über ein gemeinsam gelesenes Buch zu sprechen. In Zeiten von Corona müssen die Menschen auf andere Gedanken kommen und brauchen Input – über Literatur oder Gesellschaft. Mit diesen Worten wandte sich Frau Rengel an den Buchclub mit der Bitte, eine Buchempfehlung für den Gemeindebrief zu schreiben. Einer Bitte, der wir gerne nachkommen. Nach einigen Überlegungen fiel unsere Wahl auf das erste Buch, das wir vor ca. vier Jahren gemeinsam im Club gelesen haben und das (selten genug) allen gefallen hat. Um es gleich vorweg zu sagen : David Safier ist mit „28 Tage lang“ ein außergewöhnlich gutes Buch gelungen. Die Geschichte spielt im Warschauer Ghetto des Jahres 1942 und erzählt 28 Tage lang – deshalb auch der Titel – aus dem Leben der 16-jährigen Mira.  Das klingt zunächst einmal nach schwerer Kost. Aber Safier gelingt es geschickt, die historischen Fakten mit einer spannenden fiktiven Geschichte zu verknüpfen. Dabei überzeugt vor allem seine Hauptfigur. Mira, aus deren Sicht die Ereignisse beschrieben werden, ist eine starke Identifikationsfigur. Sie ist kämpferisch, energisch, gefühlvoll und klug. In Rückblenden erfahren wir von ihrer Umsiedlung ins Ghetto und von der Demütigung ihres Vaters. Ihr Bruder wird zu einem „Judenpolizisten“ und kollaboriert mit den Nazis. Besonders interessant ist Miras Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester Hannah. Diese ist selbst eine vor Fantasie sprühende Geschichtenerzählerin. Und als sie von den Nazis getötet wird, flüchtet sich Mira in Gedanken häufig in eine von Hannah früher einmal erzählte Geschichte. Auf diese Weise ergeben sich zwei Parallelwelten, die ineinander verschachtelt und kunstvoll miteinander verknüpft sind. Eingebettet sind diese beiden Erzählungen in reale historische Vorgänge, die so zahlreich sind, dass man sie hier nicht alle aufzählen kann. Die Stärke des Buches liegt aber nicht darin, dass Safier hier auf unkonventionelle Weise eine interessante Geschichtsstunde gibt. Sie entsteht vielmehr dadurch, dass es ihm gelingt, durch die extremen Situationen, in die seine Hauptfigur gerät, existentielle Fragen aufzuwerfen, die zum Weiterdenken anregen, z.B.: Was ist wichtiger als dein Leben? Wie willst du sterben? Würdest du töten und damit Schuld auf dich laden? In „28 Tage lang“ hat David Safier versucht, sehr viele verschiedene Dinge zusammenzubringen – und es ist ihm gelungen. Dabei bleibt die Sprache einfach und anschaulich, insgesamt eher sachlich, stellenweise fast schon lakonisch. Das Buch wendet sich an Leser und Leserinnen ab ca. 15 Jahren. Auch solche, die mit dem Schulfach Geschichte sonst nichts am Hut haben bzw. hatten und regt zum Diskutieren an.  Es ist als Taschenbuch bei Rowohlt erschienen und kostet 10 Euro.

                                      Thomas Müssiger

Buchempfehlung „Ismaels Orangen““

Ich empfehle Ihnen das Buch „Ismaels Orangen“ von der britischen Autorin Clair Hajaj, erschienen im Blanetvalet Verlag. Es kostet 34,48 Euro und hat 448 Seiten. Aber keine Angst, es liest sich in kurzer Zeit, da es sehr gut geschrieben ist.  Zum Inhalt: Die Schriftstellerin besucht unter schwierigsten Umständen das frühere Anwesen ihres Großvaters, der vor der Gründung Israels Orangenhaine in Jaffa besessen hatte.  1948 musste die väterliche Familie da Haus verlassen und die Plantagen aufgeben.  Mehrmals wechselte das Gebäude den Besitzer… . Mehr möchte ich nicht verraten. Das nächste Buch, welches ich vermutlich empfehlen kann, ist der Roman „Winterbienen“- doch den lese ich gerade! Ich werde bei Nachfrage gern berichten. Ebenso kann ich die Romane von Peter Prange sehr empfehlen. Viel Freude beim Lesen wünsche ich Ihnen! …………………     
                                Ihr Jochen Wissemann

Kurzbiographie von A. Droste Hülshoff , weitere Leseempfehlungen

„Ich will und mag jetzt nicht berühmt werden, aber in 100 Jahren möchte ich gern gelesen werden.“  Annette von Droste Hülshoff, geboren am 12.01.1797, verstorben am 24.05.1848, war eine der interessantesten Frauengestalten der Biedermeierzeit. Aus einer alten westfälischen Adelsfamilie stammend, erhält die hochbegabte, aber kränkelnde Annette eine sorgfältige Ausbildung. Schon als Jugendliche komponiert sie Lieder und musikalische Bühnenwerke, auch ist sie eine begabte Sängerin. Schließlich entscheidet sie sich aber für die Schriftstellerei. Sie schreibt Novellen wie „Die Judenbuche“, Balladen wie „Der Knabe im Moor“ und Gedichte wie „Am Thurme“, „Das Spiegelbild“ oder ihr wohl schönstes Gedicht „Mondenaufgang.“ Der Gedichtzyklus „Das geistliche Jahr“ ist getragen von ihrem immerwährenden Ringen um ihren Glauben und wie alle ihre Werke von hoher poetischer Kraft. Ihre gesellschaftliche Stellung erlaubt Annette vielfältige Kontakte auch zu zeitgenössischen Künstlern wie Clara und Robert Schumann, den Gebrüdern Grimm oder auch zu der Familie Schopenhauer. In diesen Kreisen finden ihre Werke durchaus Anerkennung, die ihr sonst als Frau ganz allgemein verwehrt bleibt. Mit 23 Jahren erfährt ihr Leben durch ihren Entschluss, sich ihren Ehemann selbst zu wählen, einen traumatischen Einbruch. Es kommt zum Eklat und zu familiären Sanktionen. Davon bleibt sie, neben ihren ständigen Krankheiten, lebenslang geprägt. Gerade aber in den späteren Jahren ihres Lebens entstehen ihre kraftvollsten Werke. Tatsächlich fand ihr musikalisches, vor allem aber dichterisches Schaffen, so wie sie sich das gewünscht hatte, erst Jahrzehnte nach ihrem Tod Anerkennung, die ihr neben vielen posthumen Ehren auch den Titel „Deutschlands größte Dichterin“ einbrachte. Die Werke von Annette von Droste Hülshoff werden aktuell verlegt und können über den örtlichen Buchhandel bezogen werden. Vergriffene Ausgaben können Sie möglicherweise noch über das Antiquariat Wandersleb erhalten; selbstverständlich erhalten Sie dort auch die neueren Publikationen.

Ich möchte Ihnen gern folgende Leseempfehlungen geben: Als detailreich recherchierte und interessant erzählte historische Biographie: „Blamieren mag ich mich nicht“  von Barbara Beuys; Insel Taschenbuch ISBN 9783458351580 zu 14,00 €. Als brillanter und überaus lesenswerter Roman über die Zeit ihres Lebensumbruchs: „Fräulein Nettes kurzer Sommer“von Karen Duwe, KiWi Taschenbuch ISBN 9783462054187 zu 14,00 €.   Ein unterhaltsames Lesevergnügen wünscht    I. Seelheim

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